Identität und Geschichte

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Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) entstand 1918 durch die Vereinigung der evangelischen Kirche Augs­burgischen Bekenntnisses und der Kirche Helvetischen Bekenntnisses. Erst nach der heftigsten Phase der Gegenreformation (1620-1781) wur­den diese beiden Glaubensgemeinschaften mit dem Toleranzpatent Josephs II. im Jahr 1781 im Land zugelassen. Die Wurzeln der EKBB liegen jedoch in der böhmischen Reformation: in der Utraquisten-Kirche (1431-1620) und der Unität der Böhmischen Brüder (1457-1620). Wichtige Persönlichkeiten sind hier Jan Hus als "Vater" beider Bewegungen, Petr Chelčický, Vordenker der Unität der Böhmischen Brüder (als gewaltloser Weg zwischen den radikalen taboritischen Hussiten und der pragmatischen utraquistischen Kirche) und Jan Amos Komenský (Johann Amos Comenius), letzter Bischof der Böhmischen Brüder.

Kurze Geschichte der Böhmischen Reformation  Weitere Artikel zum Thema Reformation

Das Bekenntnis der EKBB ist evangelisch-uniert. Die Lehre der Kirche ergibt sich aus der Heiligen Schrift sowie aus einer Reihe von Bekenntnissen, die sich im Laufe der Geschichte der christlichen Kirche entfalteten. Die Grundlage der Glaubenslehre stützt sich auf Beides: auf die patristischen Wurzeln der Urkirche und auf die Reformation des 15. und 16. Jahrhundert.

Die Kirche anerkennt und bekennt alle Bekenntnisse der patristischen Kirche: das apostolische Glaubensbekenntnis, das Nicaeno-Konstatinopolitanum, das Chalcedonische und das Athanasianische Glaubensbekenntnis. Die reformatorischen Bekenntnisse: das Augsburger Bekenntnis (1530), das Zweite Helveticum (1566), das Brüder-Bekenntnis (1535) und das Böhmische Bekenntnis (1575).

Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder in der Ersten Republik

Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder hatte nach ihrer Gründung im Jahr 1918 etwa 250.000 Mitglieder. Die deutschsprachigen Evangelischen gründeten 1919 ihre eigene Deutsche Evangelische Kirche. Im Jahr 1919 wurde die Hus Theologische Fakultät gegründet (heute die Evangelisch-Theologische Fakultät Teil der Karls-Universität in Prag). Die Zahl der Kirchenmitglieder wuchs allmählich auf 325.000 im Jahr 1938. Während des Zweiten Weltkriegs beteiligte sich die Kirche am Widerstand in den besetzten Gebieten des Protektorats Böhmen und Mähren. Auch Theologie wurde im Geheimen gelehrt.

Das Leben der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder während der Zeit des Totalitarismus

Nach der kommunistischen Machtübernahme bildeten sich in der Kirche zwei unvereinbare Strömungen heraus - ein Teil protestierte gegen Menschenrechtsverletzungen, der andere versuchte, das neue Regime positiv zu akzeptieren, ja sogar zu legitimieren. Prediger und Kirchenmitglieder wurden inhaftiert oder ihrer Zustimmung zur Ausübung des kirchlichen Amtes beraubt.

Zwei Mitglieder der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder wurden zu Symbolen des Kampfes gegen das kommunistische Regime: Milada Horáková, die in einem inszenierten politischen Prozess verurteilt und 1950 hingerichtet wurde, und Jan Palach, der sich 1969 aus Protest gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes im August 1968 selbst in Brand setzte.

Diese Zeit wird in der Buchreihe "Cesta Církve" ausführlich beschrieben. Band 10 enthält wichtige Texte auf deutsch und kann hier online gelesen werden.

Seit der Samtenen Revolution

Im Jahr 1989 engagierte sich die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder stark für den gesellschaftlichen Wandel. Die Aktivitäten der Diakonie der EKBB wurden wieder aufgenommen (sie wurde Nachfolgerin der 1903 gegründeten tschechischen Diakonie, die bis 1952 tätig war, als sie vom Regime verboten wurde). Es wurden wieder jährliche Jugendtreffen (Sjezd) durchgeführt und es eröffneten sich neue Möglichkeiten für die Arbeit mit Kindern. Die Kirche nahm die neuen Herausforderungen und Aufgaben des Lebens in einer freien, demokratischen Gesellschaft an.