Der böhmische Utraquismus im europäischen Kontext

Der böhmische Utraquismus im europäischen Kontext

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Die Anfänge des böhmischen Utraquismus reichen bis in die Zeit zurück, die in den böhmischen Ländern noch zum Hochmittelalter gezählt wird, d. h. in das frühe 14. Jahrhundert. Die Bemühungen um eine Reform der Kirche gingen damals aus deren eigenen Reihen hervor. Im 13. Jahrhundert waren die neuen Bettelorden zu Trägern der Reformbewegung geworden, ebenso wie verschiedene andere christliche Gruppen und Bekenntnisse, von denen sich etliche im Lauf der Zeit außerhalb des Rahmens der offiziellen Kirche wiederfanden und als ketzerisch bezeichnet wurden. Erwähnen sollte man hier vor allem die Waldenser, deren Lehre im 15. Jahrhundert in Böhmen auf fruchtbare Weise mit der utraquistischen Reformbewegung zusammentraf. Wenn wir allgemein über die böhmischen Länder sprechen, dann stieß die Reformbewegung im 14. und 15. Jahrhundert in Böhmen auf größeren Widerhall, während Mähren unter dem Einfluss der herrschenden Luxemburger Sekundogenitur eine konservativere Entwicklung durchlief.

Sucht man nach den ersten sichtbaren Anzeichen jener Bewegung, die der Einfachheit halber als „böhmische Reformation“ bezeichnet werden soll, findet man sich ungefähr Mitte des 14. Jahrhunderts wieder, als in Böhmen die Nachfrage der Bevölkerung nach Predigten stieg, in denen Gesellschaft und Kirche kritisch beurteilt wurden. Im Hintergrund dieser Nachfrage stand unter anderem die schreckliche Erfahrung des Schwarzen Todes, der Pestepidemie der Jahre 1347-1352, obwohl die böhmischen Länder von ihr nur am Rande betroffen waren. Ein wesentliches Element dieser Nachfrage war der Akzent auf dem möglichen Beginn des letzten Zeitalters und der Erscheinung des Antichrist auf Erden. Naturgemäß, wenn auch auf den ersten Blick überraschend, gingen die ersten Impulse zu diesen kritischen Predigten von den höchsten Stufen der Gesellschaft, von den Herrschern und Bischöfen aus. So lässt sich auch die Empfänglichkeit Karls IV. gegenüber der Botschaft des römischen Tribuns Cola di Rienzo interpretieren, der den böhmischen König zu überzeugen suchte, dass er als letzter Kaiser nach Rom gehen und dort zusammen mit dem letzten Papst vor dem Weltenende herrschen solle. Die ersten Reformprediger stammten häufig nicht aus den böhmischen Ländern selbst. Notorisch bekannt ist das Wirken des ursprünglich aus Österreich stammenden Augustinermönchs Konrad Waldhauser, der 1363 vermutlich auf direkte Einladung des böhmischen Königs und römisch-deutschen Kaisers Karl IV. nach Böhmen gekommen war. Er wurde zu einem der führenden Prediger in der Prager Altstadt, wurde jedoch von der Bürgerschaft auch in andere – zumeist königliche – Städte eingeladen. Neben Waldhauser waren zahlreiche andere Prediger tätig, von Weltgeistlichen bis zu Angehörigen der Mendikantenorden. Das gemeinsame Kennzeichen ihrer Predigten war die Kritik überwiegend am Leben der städtischen Gesellschaft sowie des Klerus gerichtet. Unter diesen Reformpredigern fiel besonders Johann Milíč von Kremsier auf, ursprünglich Notar der königlichen Kanzlei und Domherr der Metropolitankirche. Von Waldhauser inspiriert, gab er sein Amt auf, predigte, half Prostituierten und spendete jeden Tag die Kommunion. Sein Wirken verteidigte er vor dem Papst in Avignon, wo er verstarb und begraben wurde.

Eine vergleichbare Predigertätigkeit lässt sich im 14. Jahrhundert in allen zum Kulturkreis des westlichen Christentums gehörenden Regionen Europas verfolgen. Die Predigten konzentrierten sich zumeist auf Kritik und Reformen des Alltagslebens der Gesellschaft und überschritten in der Regel nicht den Rahmen der offiziellen Rhetorik; sie forderten keine Reform der Kirche selbst. In Böhmen sollte diese intensive Predigertätigkeit jedoch zum Vorläufer sehr viel stürmischerer Ereignisse werden. Sie war u. a. mit dem Wirken der Prager Universität verknüpft, jenem neuen Ideenzentrum, das gerade zur Zeit des Schwarzen Todes gegründet worden war. An die erste Welle der Kritik übenden Prediger knüpften Reformkleriker und -gelehrte an, die bereits überwiegend aus den böhmischen Ländern stammten. Sie waren ebenfalls häufig mit dem höfischen Milieu oder der Prager Universität verbunden. Zu dieser Gruppe zählt z. B. Matthias von Janov. Erneut lässt sich eine Resonanz chiliastischer Stimmungen auch in den höchsten Gesellschaftskreisen beobachten. Ihr Echo findet sich noch im späteren Werk des Jan Hus und anderer Prager Universitätsmagister zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Trotzdem initiierte die Generation der Prediger des ausgehenden 14. Jahrhundert ebenfalls noch keine Kirchenreform. Ihre Anstrengungen und theologischen Texte richteten sich vor allem auf eine rechtzeitige Lebensreform der gesamten Gesellschaft, die sich bald dem Jüngsten Gericht ausgesetzt sehen würde, und die Suche nach einem Weg zum Heil. Wie bereits bei Milíč von Kremsier zu beobachten war, tauchte in der böhmischen Gesellschaft – unter Geistlichen wie unter Laien – die Forderung nach häufigem oder zumindest häufigerem Empfang der Kommunion auf. Ihr stimmte letztlich auch der Prager Erzbischof Johann von Jenstein zu.

Die Kritik am Leben der Gesellschaft und der Kirche in Böhmen fand bereits in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts fast allgemein Gehör. Ein derartig reformfreundliches Milieu hatte sich durch den Prestigegewinn des Prager Hofs unter den letzten beiden Přemyslidenherrschern und den ersten beiden Luxemburgern und sicherlich durch die schon erwähnte Gründung der Prager Universität im Jahr 1348 formiert. Unter den reformorientierten Geistlichen und Universitätsgelehrten stießen die Werke anderer und älterer europäischer Autoritäten zu Eschatologie und möglicher Ankunft des Antichrist auf Widerhall. Entsprechende Handschriften waren verbreitet, die Werke wurden sogar ins Tschechische übersetzt und somit einem breiteren Leser- und Hörerkreis zugänglich. Milíč und seine Anhänger waren nachweislich vom Werk des Joachim di Fiore beeinflusst. Auch Werke des französischen Alchemisten und Mystikers Jean de Roquetaillade tauchten auf.

Neben dem Appell an eine Erneuerung der Kirche wurden aber bereits vor Ende des 14. Jahrhunderts in den Ansichten der böhmischen Denker zwei weitere Elemente betont: der nationale und der soziale Aspekt. Auch sie stießen damals in der gesamten europäischen Gesellschaft auf Resonanz. Ihre Wurzeln lassen sich u. a. mit der allmählichen Durchsetzung der Volkssprachen in Amtsdokumenten und in der Literatur in Verbindung bringen. In Böhmen hatte bereits zuvor die Durchsetzung der deutschen Sprache begonnen, aber ab dem dritten Viertel des 14. Jahrhunderts war das Tschechische auch in Verwaltungsangelegenheiten unverzichtbar geworden. Sein Vordringen wird u. a. durch die Übersetzung der Bibel ins Tschechische bezeugt, die sich ungefähr auf das Ende der 1370er Jahre datieren lässt. Trotz ihrer Wichtigkeit sehen wir aber die nationale Motivation der böhmischen Reformation nicht als den entscheidenden Punkt an.

Ende des 14. Jahrhunderts war das Werk des englischen Gelehrten John Wycliffe nach Böhmen gelangt, das in vielerlei Hinsicht zum Katalysator der sich formierenden böhmischen Reformation werden sollte. Unter den Universitätsmagistern und Studenten wurde besonders Wycliffes Kirchenkritik diskutiert. Aber auch die sensible Frage der Transsubstantiation oder die Soziallehre von der gerechten weltlichen Herrschaft und eines möglichen Widerstands gegen eine ungerechte weltliche Herrschaft erfuhren Beachtung. Gerade das zuletzt genannte Motiv spielte in der böhmischen Reformationsbewegung eine wichtige Rolle, besonders im Kontext der böhmischen Thronbesteigung Sigismunds von Luxemburg.

Typisch für die Situation in Böhmen ist, dass die Anhänger der Reform – die Kirchenkritiker – relativ lange von der weltlichen Macht und sogar vom böhmischen König Wenzel IV. unterstützt und geschützt wurden. Dies ermöglichte ihnen, die Diskussion sehr tiefschürfend zu führen und damit nicht nur die gelehrte Universitätsgemeinde, sondern auch die an der Kirchenreform interessierten Laien anzusprechen.

Die bedeutendsten Vertreter dieser von Wycliffe beeinflussten Welle der böhmischen Reformation waren die heute allgemein bekannten Universitätsmagister Jan Hus und Hieronymus von Prag, zuvor auch Stanislaus von Znaim oder Stephan Páleč. Die in den Werken der böhmischen Intellektuellen räsonierende Lehre John Wycliffes überschritt allerdings bereits die Grenze der konstruktiven Kritik und die Bemühungen um eine friedliche Reform. Die stereotypen Bezeichnungen der theologischen Schriften der genannten Autoren – „De ecclesia“ (Von der Kirche) – belegen, dass die Verfasser alle nach einer Reform der Kirche strebten, aber zugleich damit begannen, auf wesentliche Mängel der bestehenden sichtbaren Kirche hinzuweisen, die künftig zu Hürden auf dem Weg zur Erlösung des Menschen und der Nation werden konnten. Zur Zielscheibe der Kritik wurde neben der Praxis der Kirchenverwaltung und den unbestraften Todsünden der geistlichen wie der weltlichen Herrscher die Simonie – der Kauf kirchlicher Ämter; auch einige Elemente der Prädestinations- und der Sakramentenlehre unterzog man einer kritischen Betrachtung. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen die Eucharistie und die Art ihres Empfangs in Hoch- und Spätmittelalter. In den letzten Lebensjahren von Jan Hus rückte 1414-1415 die Diskussion um die Notwendigkeit, den Laien die Kommunion unter beiderlei Gestalt (sub utraque specie) zu spenden, die dem Utraquismus seinen Namen verlieh, in den Vordergrund des Interesses der böhmischen Reformschule. Als Hauptinitiator dieser Diskussion gilt der Magister der Prager Universität und Hus-Anhänger Jacobellus von Mies. Auf seine Anregung wurde im Herbst 1414 in vier Prager Kirchen den Laien erstmals Leib und Blut des Herrn gereicht. Hus selbst verhielt sich in dieser Frage zurückhaltend, obwohl er vermutlich mit Jacobellus übereinstimmte. Hus’ Tod auf dem Konstanzer Konzil (15.7.1415) und die Reaktion der böhmischen Kirchenoberen auf die stürmische Entwicklung in Böhmen – das Verbot der Kommunion unter beiderlei Gestalt – trugen zu einer weiteren Zuspitzung der Situation und zur wahren Geburt der böhmischen Reformation bei. Gerade die Kelchkommunion sollte zu deren dauerhaftem Symbol werden.

Jan Hus überschritt den Rahmen der damaligen offiziellen kirchlichen Dogmatik noch in einem anderen Punkt, indem er 1412 vor dem Kirchengericht Berufung zu Christus einlegte. Er tat dies zu einem Zeitpunkt, an dem er wusste, dass er vor der Kurie und dem Konzil keinen Rückhalt mehr im geschriebenen Recht finden würde; zugleich lehnte er aber auf diese Weise die absolute Autorität des Papstes als Oberhaupt der Kirche in der Streitsache Hus wie auch allgemein ab. Obwohl wir heute – strikt juristisch gesehen – wissen, dass Hus damals, vermutlich auch bewusst, gegen das geschriebene Recht handelte, war seine Berufung doch eine große Geste, die von der Reformpartei nie vergessen wurde.

Die Jahre zwischen Hus’ Tod (1415) und dem Anfang der Revolution (1419/1420) gehörten der Formulierung des ersten Programms der böhmischen Reformation, die 1420 in die Proklamation der vier Prager Artikel mündete. Deren Ideengeber entfernten sich darin von der bisherigen Dreiteilung der Gesellschaft (d. h. Herrscher, Geistliche und Arbeiter) und verlangten ohne Unterschied die gleiche Bestrafung der Todsünden, unabhängig von der Person dessen, der sie begangen hatte. Daneben proklamierte man Predigtfreiheit, Kommunion unter beiderlei Gestalt und die Rückkehr zu der durch die Armut symbolisierten Kirche Christi, d. h. den Verzicht auf die Anhäufung von Besitz für den eigenen Bedarf. Aber auch dieses verkündete Programm der böhmischen Bewegung sollte nicht zur Abspaltung von der römischen Kirche führen. Vielmehr war es das Ziel der böhmischen Reformatoren, die gesamte Kirche mit dem Papst an der Spitze von der Richtigkeit ihres Programms zu überzeugen. Der Kampf um die Anerkennung der vier Artikel wurde zugleich zum politischen Programm der böhmischen Reformpartei, die Adel, Städte und Geistlichkeit vertrat. Die Betonung der Predigt stand in unmittelbarem Zusammenhang mit der Tradition des 14. Jahrhunderts, aber die freie Verkündung der Worte Gottes bezog sich natürlich nur auf die Geistlichkeit und sollte die Erteilung einer besonderen Erlaubnis für die Predigttätigkeit unnötig machen. Die unmittelbare Anwendung der vier Artikel manifestierte sich u. a. in der Ablehnung des legitimen böhmischen Königs Sigismund von Luxemburg, der 1419 nach dem Tod seines Bruders Wenzel IV. seine Erbansprüche auf den Thron geltend machte. Der Landtag lehnte Sigismund 1420 wegen dessen schlechten Verhaltens gegenüber dem böhmischen Volk und dem Vermächtnis seines Vaters Karl IV., wegen Verletzung des freien Geleits für Jan Hus auf der Reise zum Konstanzer Konzil und zurück nach Böhmen sowie wegen der Verweigerung der Kelchkommunion für Böhmen ab. Sigismund hatte mit seiner Verteidigung vor der böhmischen Landesgemeinde keinen Erfolg, wo er sich als Beschützer der Kirche und Motor bei der Überwindung des päpstlichen Schismas präsentiert hatte. Die nächsten 16 Jahre sollte er mit dem Kampf um die Anerkennung seiner legitimen Nachfolgeansprüche auf den böhmischen Thron verbringen. Zum zentralen Thema dieses Konflikts wurde die Anerkennung der vier Artikel, die die Hussiten vor dem Basler Konzil zu verteidigen versuchten. Allein die offizielle Diskussion über den Inhalt der Artikel war für die hussitischen Theologen ein Sieg. Die wohl größte Errungenschaft der Verhandlungen war jedoch die Verkündung des sog. „Richterspruchs von Eger“, in dem die Hussiten und die Vertreter des Basler Konzils erklärten, dass bei den weiteren Verhandlungen über die Artikel die Bibel das Hauptkriterium darstellen solle. Die anschließenden Verhandlungen vor dem Konzil waren langwierig und führten nicht zu eindeutigen Beschlüssen. Die Hussiten verließen das Konzil schließlich vorzeitig – nicht etwa, weil sie eine eindeutige Niederlage erlitten hätten, sondern weil die innenpolitische Situation in Böhmen sich verändert hatte. Dort rückte der entscheidende Kampf zwischen radikalen und gemäßigten Anhängern der Reform näher. Zum symbolischen Wendepunkt wurde 1434 die Schlacht bei Lipany in Mittelböhmen, wo der gemäßigte Flügel siegte und Sigismund von Luxemburg damit den Weg auf den böhmischen Thron eröffnete. Zur Bedingung für seine Anerkennung machte man ein bloßes Relikt der vier Artikel – die Kommunion unter beiderlei Gestalt –, sowie eine teilweise Restitution der vorrevolutionären Besitzverhältnisse. Diese Bedingungen akzeptierte Sigismund schließlich und verkündete 1436 in Iglau (Jihlava) die sog. Iglauer Kompaktaten, die in erster Linie die freie Kommunion unter beiderlei Gestalt für das gesamte Volk garantierten. Die Kommunion unter beiderlei Gestalt – im Prinzip die einzige Errungenschaft der hussitischen Revolution – wurde offiziell genehmigt und 1485 sogar zum Landesgesetz erhoben. Seit Beginn der Revolution bzw. sogar bereits seit 1417 war sie eine Voraussetzung für die Annahme zum Studium an der Prager Universität. Sigismund versprach u. a., die Anerkennung des neuen Prager Erzbischofs Jan Rokycana bei der päpstlichen Kurie durchzusetzen. Dieses Versprechen erfüllte er jedoch nicht und Jan Rokycana wurde von der Kurie niemals anerkannt.

Die Reformpartei bildete allerdings keine Einheit. Schon in den Anfängen hatte sich eine Gruppe abgespalten, die sich in der neu gegründeten Stadt mit dem biblischen Namen Tabor in Südböhmen konzentrierte. Die Diskussionen auf theologischer Ebene konzentrierten sich auf die Sakramente und deren Wirksamkeit. Einer der wichtigsten Punkte, in dem sich die Anhänger Tabors von den übrigen Reformatoren unterschieden, betraf die Interpretation des Abendmahls. Auch die Diskussionen um Fegefeuer, Heiligenkult und ähnliche sensible Themen waren in dieser Phase der Hussitenbewegung bei weitem noch nicht abgeschlossen. Eine bedeutende Rolle spielte hier in den Anfängen der Reformbewegung die Prager Universität, die als entscheidende Autorität auftrat. Bereits Mitte der 1420er Jahre waren aber nur noch die Standpunkte einzelner Universitätsmagister wichtig – nicht mehr die der Universität als Korporation.

Unberücksichtigt lasse ich hier die kurze anfängliche Periode der Taboritengemeinde als neuer Gemeinschaft ohne soziale Unterschiede sowie die extreme chiliastische Bewegung, die 1421 zu einer Abspaltung der radikalsten Strömung vom Taboritenflügel und zu ihrer anschließenden Liquidierung durch das Heer Jan Žižkas auf der Anhöhe Klokoty in der Nähe der Stadt Tabor führte. Unter Ausklammerung dieser auffälligsten Extrempositionen gilt, dass sich in Tabor bereits 1420 eine unabhängige Gruppe von Reformatoren mit ihren Anhängern formiert hatte, die den Rahmen der römischen Kirche hinter sich ließ und im Prinzip mit der Entstehung der ersten unabhängigen böhmischen Kirche gleichzusetzen ist. An ihrer Spitze stand der Priester Nikolaus von Pelhřimov, der als Senior der taboritischen Priester amtierte und von dieser Stellung auch sein Prädikat ableitete – „Biskupec“, d. h. „auf der Ebene des Bischofs stehend“. Für diese Denomination der böhmischen Reformation arbeitete Biskupec ein taboritisches Bekenntnis und eine Verteidigung der taboritischen Positionen aus. Die taboritische Kirche verließ durch ihre Verwaltungsorganisation die apostolische Nachfolge des Priestertums. Ihre Priester ließ sie nicht mehr von ordnungsgemäß investierten katholischen Bischöfen weihen, sondern die einschlägige Zeremonie reduzierte sich auf das Handauflegen durch eine Autorität der Kirche, in diesem Fall Nikolaus Biskupec. Das Schicksal der taboritischen Kirche und des Nikolaus Biskupec endete jedoch mit der landesweiten Durchsetzung des gemäßigten Utraquismus im engeren Sinne in der Regierungszeit Georgs von Podiebrad. Biskupec starb um 1459 in Podiebrader Haft.

Bisher nicht angesprochen habe ich einen der wichtigsten Aspekte der böhmischen Reformation, in dem sie sich dann im 16. Jahrhundert mit der deutschen Reformation treffen sollte – nämlich die Betonung der Bibel. Das Motto „sola Scriptura“ war bereits das Hauptmotiv der frühen Kritiker des Kirchenlebens gewesen. Jan Hus betonte es ebenso wie seine Vorgänger und seine Nachfolger. Die oberste Autorität der Bibel erkannte auch die taboritische Kirche an. Die hussitische Betonung der Bibel weckte zudem das Interesse der Waldenser, sodass es bereits kurz nach Ausbruch der hussitischen Revolution in Prag zu ersten Kontakten zwischen den Waldensern und den Hussiten kam. Damals wurde im Prager Emmaus-Kloster sogar der waldensische Prediger Friedrich Reiser geweiht, dem Nikolaus Biskupec bei der Zeremonie die Hand auflegte. Die Diskussion zwischen den Waldensern und den radikalen Anhängern des Hussitentums zog sich über mehrere Jahrzehnte hin. Es waren gerade die Waldenser, die bei der Verbreitung der Schriften des Jan Hus im Reich und ihrer weiteren Propagierung behilflich waren.

Auch nach der Versöhnung mit der römischen Kirche und der Thronbesteigung Sigismunds von Luxemburg blieb eine grundsätzliche Frage ungelöst. In Böhmen konnte die einheitliche Kirche nicht erneuert werden, obwohl sich die hiesigen Geistlichen darum bemühten. Auf der einen Seite standen hier die Hussiten, d. h. die Anhänger des Utraquismus, auf der anderen Seite die Anhänger der römischen Kirche, die Katholiken. Nachdem Jan Rokycana nicht als offizieller Prager Erzbischof durchgesetzt werden konnte, wurden auf Befehl König Sigismunds Administratoren für beide Kirchen gewählt – für die Utraquisten und für die Katholiken. Bald konstituierten sich auch zwei Kanzleien, das sog. obere (katholische) und das sog. untere (utraquistische) Konsistorium, benannt nach der Situierung ihrer Amtssitze in den Prager Städten. Für die vollständige Durchsetzung fehlte es aber noch an der Vereinigung der utraquistischen Reformbewegung. Dazu kam es, wie bereits erwähnt, erst unter dem sog. Hussitenkönig Georg von Podiebrad sowie nach dem Regierungsantritt der Jagiellonen in Böhmen – im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts. Die angespannte politische und religiöse Situation beruhigte sich 1485 durch die Verkündung des sog. Kuttenberger Religionsfriedens. Dieses Dokument deklarierte den Frieden zwischen Katholiken und Utraquisten sowie deren wechselseitige Toleranz und Gleichberechtigung und erhob die Kompaktaten in den Rang eines Landesgesetzes. Der ursprünglich auf 31 Jahre geschlossene Vertrag wurde 1512 auf ewige Zeiten verlängert. An dieser Tatsache konnte auch die von Papst Pius II. bereits 1462 verkündete Aufhebung der Kompaktaten nichts ändern. Dieser päpstliche Erlass wurde in den böhmischen Ländern niemals zur Kenntnis genommen.

In der Zeit des Kuttenberger Friedens entstand tatsächlich eine utraquistische Kirche mit allen Verwaltungsorganen. Das untere (d. h. utraquistische) Konsistorium wurde von 12 gewählten Personen verwaltet – von acht Priestern und vier Universitätsmagistern –, wobei seine Tätigkeit zusätzlich noch von dem 3-köpfigen Gremium der Defensoren – bestehend aus drei Adeligen – kontrolliert wurde. Das Konsistorium sollte auch die theologischen Angelegenheiten beaufsichtigen. Beide Konsistorien – das untere wie das obere – besetzten freie Pfarreien mit ihren Geistlichen. Dabei sollte es nicht zu Streitigkeiten um deren Orientierung kommen, da utraquistische Pfarreien mit utraquistischen Geistlichen und katholische Pfarreien mit katholischen Geistlichen zu besetzen waren. Das obere (d. h. katholische) Konsistorium wurde von Administratoren verwaltet, die das Metropolitankapitel zu wählen hatte. Ein Unterschied bestand bei den Gerichtsstreitigkeiten. Vom oberen Konsistorium konnte man sich zur Kurie berufen, während das untere utraquistische Konsistorium eine solche Berufungsmöglichkeit nicht vorsah, da es die Autorität der päpstlichen Kurie nicht anerkannte.

Ein drängendes Problem, das die Utraquisten bewältigen mussten, bestand darin, dass die Priester älter wurden und es niemanden gab, der neue Priester weihen konnte, sofern man die apostolische Nachfolge der Weihespender wahren wollte. In der Prager Diözese gab es keinen offiziell anerkannten Erzbischof und das episodische Wirken von Weihbischöfen konnte die Situation nicht lösen. Trotzdem gaben die Utraquisten das Prinzip der apostolischen Nachfolge nicht auf und verlangten von ihren Geistlichen das Sakrament der Weihe. Von der Geschichtswissenschaft vermerkt wurden bereits die Fälle junger Böhmen, die sich zum Empfang der Weihe nach Italien begaben, wo sie das Sakrament durch Bestechung erhielten, oder wo sie sich offiziell zur römischen Kirche bekannten, sich weihen ließen und nach ihrer Rückkehr erneut zum Utraquismus übertraten.

Man weiß nicht, welche Gestalt die utraquistische Kirchenverwaltung letztlich angenommen hätte, wenn es nicht zur deutschen Reformation gekommen wäre. Deren Einfluss, besonders der Einfluss der lutherischen Reformation, drang bereits seit den 1530er Jahren nach Böhmen und in das utraquistische Milieu vor. Die Gedanken Martin Luthers und anderer deutscher Reformatoren fielen in Böhmen auf fruchtbaren Boden. Zahlreiche böhmische Humanisten standen mit ihnen in privatem Briefwechsel.

Das Luthertum war in Böhmen offiziell nicht zugelassen, aber die gegenseitige Beeinflussung war bedeutsam. Während Martin Luther nachträglich Werk und Schicksal des Jan Hus entdeckte, fühlten sich die böhmischen Utraquisten von Luthers neuer Kirche sofort angesprochen. Die Anhänger des Luthertums in Böhmen versuchten sogar, das untere Konsistorium zu übernehmen und die Anhänger des ursprünglichen Utraquismus zu verdrängen. Damals saß aber bereits die Habsburgerdynastie auf dem böhmischen Thron. 1554 griff Ferdinand I. in die zerbröckelnde Kirchenverwaltung ein: Er hob die freie Wahl der Defensoren des unteren Konsistoriums auf und ernannte diese Personen jetzt selbst. Dabei deklarierte er die Überordnung der Herrschermacht über den Amtsbetrieb der beiden böhmischen Konsistorien. Dieser Schritt des Herrschers trug zum allmählichen Zerfall des unteren Konsistoriums bei. Die Utraquisten fühlten sich von der deutschen Reformation bedroht und näherten sich dem oberen katholischen Konsistorium an. Sie stimmten sogar zu, dass ihre Pfarreien mit katholischen Geistlichen besetzt wurden. Dagegen wuchs allgemein der Einfluss der Anhänger der lutherischen Kirche.

Die zerrüttete Kirchenverwaltung sollte außerdem durch die Erneuerung des Prager Erzbistums stabilisiert werden, die Ferdinand I. an der Jahreswende 1561/1562 gelungen war. Der neue Prager Erzbischof Anton Brus von Müglitz sollte beiden böhmischen Kirchen vorstehen – der katholischen und der utraquistischen. Für eine gewisse, allerdings sehr kurze Zeit funktionierte dies auch. Der Erzbischof spendete den Priesterkandidaten beider Konfessionen die Weihen. Die Lage änderte sich jedoch 1567, als die Kompaktaten, die die freie Kommunion unter beiderlei Gestalt garantiert hatten, aufgehoben und aus den Landesprivilegien gestrichen wurden. Überraschenderweise geschah dies auf Ersuchen des böhmischen Landtags, auf dem die Anhänger der deutschen Reformation bereits eine wichtige Rolle spielten. Die Aufhebung der Kompaktaten wurde dann von König Maximilian II. genehmigt. Das war Teil der Reform, um die sich die Utraquisten, Lutheraner und anderen protestantischen Denominationen bemühten. Ihre Anstrengungen gipfelten in einem gemeinsamen Glaubensbekenntnis, der Confessio Bohemica, die Maximilian II. 1575 auf dem böhmischen Landtag zur Genehmigung vorgelegt wurde. Die Confessio Bohemica war der Versuch, eine neue Kirche auf der Grundlage der einheimischen böhmischen Entwicklung in Übereinstimmung mit der Entfaltung der europäischen Reformationsbewegung zu schaffen. Besonders stark spiegelte sich in ihr die lutherische Confessio Augustana wider. Im Gegenzug für die Genehmigung der Confessio wollte der Landtag dem Herrscher die Ausschreibung von Steuern und die Krönung seines Sohns Rudolf zum böhmischen König bestätigen. Maximilian ging auf diese Bedingungen aber nicht ein, sondern versprach nur, die Confessio künftig zu bestätigen – wozu es allerdings nie kam. Nach der Aufhebung der Kompaktaten wurde die Kommunion unter beiderlei Gestalt nicht verboten und auch die Konsistorien funktionierten weiter, jedoch in einer Art rechtlichen Vakuums. Der Erzbischof weihte keine utraquistischen Priester mehr. Der Einfluss der deutschen Reformation nahm immer weiter zu. Die neuzeitliche tschechische Geschichtsschreibung verwendet den Begriff „Altutraquisten“ für die Pfarreien, Priester und Gläubigen, die an den Kompaktaten und den Traditionen der gemäßigten hussitischen Kirche festhielten, während mit dem Begriff „Neuutraquisten“ die Lutheraner und Calvinisten bezeichnet werden. Die Neuutraquisten bauten eine eigene Kirchenverwaltung auf. Damals hatte die römische Kirche nach dem Konzil von Trient aber ebenfalls eine Reform durchlaufen und ging nun in die Offensive.

Das letzte knapp halbe Jahrhundert des böhmischen Experiments zum Zusammenleben verschiedener christlicher Konfessionen brachte noch einen weiteren Versuch, die Bekenntnisse einander vollkommen gleich zu stellen. Dazu kam es 1609, als es den böhmischen Ständen gelang, Kaiser Rudolf II. zum Erlass eines Majestätsbriefs zu zwingen, der die Religionsfreiheit im ganzen Land garantierte. Damals wurde die Verwaltung der nunmehr neuutraquistischen Kirche in die Hände der Stände und der Universität zurückgelegt. Der Herrscher sollte keinen Einfluss mehr auf ihre Besetzung haben. Zugleich wurde erstmals offiziell die Brüderunität anerkannt, die in der offiziellen Verwaltung dem neuutraquistischen Konsistorium unterstellt war.

Die Brüderunität, über die wir bisher nicht gesprochen haben, war nach der Unterdrückung der taboritischen Kirche – und in einer gewissen Anknüpfung an diese – die einzige Erbin der böhmischen Reformation, die sich vollständig von der ursprünglichen römischen Kirche gelöst hatte. Sie entstand dank der Toleranzzeit unter König Georg von Podiebrad in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Traditionell bringt man ihre Entstehung mit dem Jahr 1457 in Verbindung, aber von damals stammt wohl nur ihre historisch erste Erwähnung. Die Brüderunität trennte sich bald von den Utraquisten und konstituierte sich als unabhängige christliche Gemeinschaft, die sich anfangs nur unter nahestehenden Personen ausbreitete. Gedanklich knüpften die Brüder an die frühe böhmische Reformation an und fühlten sich besonders von der pazifistischen Soziallehre und Theologie des Peter Chelčický angezogen. Nach Ansicht ihrer Führer hatten die Utraquisten ihr Bemühen um die Kirchenreform allzu früh eingestellt. Die Unität strebte nach einer tieferen Veränderung kirchlicher Theorie und Praxis. In ihren Anfängen lehnte sie sogar die höhere Bildung ab, da sie den Menschen von der tiefen Gläubigkeit ablenke. Ihre Mitglieder verzichteten außerdem bald auf die Nachfolge der bischöflichen Weihe, da sie sonst nicht in der Lage gewesen wären, eine genügende Zahl von Geistlichen zu garantieren. Aus ihrer Mitte wählte die Unität als Vorsteher der Kirche den sog. Senior, dessen Autorität der eines Bischofs gleichkam. Die Unität wurde zu einer exklusiven Gemeinschaft, die dank der Unterstützung einiger hoher Adeliger überlebte, auf deren Gütern sie wirken durfte. Offiziell war sie jedoch verboten. Gegen ihre Tätigkeit trat sogar der böhmische König Georg von Podiebrad auf, u. a. auch deshalb, weil der Papst ihn ermahnt hatte, dass er in Böhmen die Häretiker zu wenig verfolge. Die Brüderunität wurde erst mit dem Erlass von Rudolfs Majestätsbrief im Jahr 1609 legalisiert.

Die religiöse Toleranz sollte jedoch nicht von langer Dauer sein. Bereits im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts gab es von Seiten der Katholiken Angriffe auf die Kirchen der reformierten Gemeinden, und auch die umgekehrten Fälle lassen sich beobachten. Die Ereignisse rund um den Bau der protestantischen Kirche in der Gemeinde Klostergrab (Hrob) in Nordböhmen, wo die Mehrheit der Einwohner lutherisch war, der Bau jedoch auf dem Grundbesitz des Erzbischofs erfolgte, die anschließenden Proteste der Katholiken gegen den Bau und dessen Zerstörung (1617) waren nur die Spitze des Eisbergs. Dies zeigt auch die angespannte Atmosphäre in der Zeit vor dem Ständeaufstand (1618) und der Schlacht auf dem Weißen Berg (1620). Nach 1621 hatte sich die Situation dann grundlegend geändert. Das utraquistische Konsistorium war aufgehoben und alle nichtkatholischen Prediger aus den böhmischen Ländern ausgewiesen worden; Rudolfs Majestätsbrief war ebenfalls nicht länger rechtsgültig von 1648. Viele Nichtkatholiken emigrierten, einige Gemeinden – vor allem der Brüderunität – überlebten in der Illegalität, aber der Großteil der Bevölkerung Böhmens wurde in den Schoß der römischen Kirche zurückgeführt, wobei diese Rückkehr allerdings nicht immer aufrichtig war.

Schlussfolgerungen

Die auf den Fundamenten der Reformbewegung des 14. und beginnenden 15. Jahrhunderts entstandene böhmische Reformation, der Utraquismus im weiteren Sinne des Wortes, mündete in die hussitische Revolution, die Konstituierung einer utraquistischen Kirche und in ein einzigartiges Experiment der mittelalterlichen Staatenwelt – ein Königreich, in dem ein Doppelglaube toleriert wurde. Abgesehen von der taboritischen Kirche und der Brüderunität brachte die böhmische Reformation jedoch keine selbständige, von Rom unabhängige landesweite Kirche hervor, wie dies bei Luther der Fall sein sollte. Die böhmische Reformation spielte sich aber auch nicht in Isolation vom übrigen Geschehen in Europa ab. Ihre Anfänge knüpften wie bereits gesagt an die europäische Erneuerungsbewegung an, die aus dem Reformpredigerwesen hervorgegangen war. Sie enthielt auch markante Elemente des eschatologischen Denkens des 14. Jahrhunderts. Die Eschatologie übte erheblichen Einfluss auf Jan Hus und dessen Werk aus.

Obwohl die böhmische Reformation traditionell als tschechische Reformation begriffen wird, darf man dieses Argument nicht vorbehaltlos übernehmen. An der Formulierung des Reformprogramms im ersten Viertel der 1420er Jahre waren auch zahlreiche Deutsche beteiligt, die mit dem Geschehen in Böhmen vor allem durch ihre Tätigkeit an der Prager Universität verflochten waren. Bereits kurz nach ihrer Durchsetzung entfaltete die böhmische Reformation auch jenseits der Grenzen der böhmischen Länder ihre Wirkung. Neben den Waldensern, die mit den böhmischen Utraquisten eine Diskussion anzuknüpfen versuchten, war es gerade die aufkommende deutsche Reformation, die hier Argumente zu ihrer Unterstützung suchte. Zu diesem Zeitpunkt wurde Jan Hus in Europa von neuem entdeckt, und vielleicht hat sein Werk auch aus diesem Grund bis heute überlebt.

Der böhmische Utraquismus hatte als eine Richtung der spätmittelalterlichen Kirchenreform keinen dauerhaften Erfolg. In seiner Endphase, als Europa bereits stark von der deutschen Reformation und der katholischen Gegenreformation beeinflusst war, begannen die böhmischen Utraquisten mit der Suche nach einem neuen Weg. Als Instrument sollte die Confessio Bohemica dienen, die jedoch nicht mehr in die Praxis umgesetzt werden konnte. Die Ereignisse des 17. Jahrhunderts drängten die Reformation in Böhmen schließlich in den Untergrund und ermöglichten eine zumindest äußerlich umfassende Restitution der römischen Kirche.

PhDr. Eva Doležalová, Ph.D

Autorka je historička církevních dějin pozdního a vrcholného středověku