Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern unterstützt mit ihrer diesjährigen Fastenaktion die Eva

30. Juni 2023

Dorthin fließen die im Rahmen der Aktion kirchenweit gesammelten Spenden.  Die feierliche Eröffnung fand unter reger tschechischer Teilnahme vom 03. – 05. März in Selb statt.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern unterstützt mit ihrer diesjährigen Fastenaktion die Eva
30. Juni 2023 - Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern unterstützt mit ihrer diesjährigen Fastenaktion die Eva

Solidarität als Fastengedanke

„Füreinander einstehen in Europa“ – so heißt die jährliche Fastenaktion der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Das Motto entspringt dem zentralen Gedanken des Fastens, nämlich dem Fokus auf Bedürftigen und Leidenden. Die bayerische evangelische Kirche wählt jedes Jahr eine evangelische Kirche aus Mittelosteuropa aus, der die Erträge der landesweiten Kollekte im Rahmen der Fastenaktion zu Gute kommen.

„Während der Passionszeit bedenken Christen den Leidensweg Jesu zum Kreuz. Der persönliche Verzicht, das Fasten, steht dabei oft sinnbildlich für einen fokussierten Blick auf Jesu Weg ans Kreuz. Genüsse und andere Dinge rücken dabei in den Hintergrund oder werden bewusst weggelassen. Die Fastenaktion nimmt diesen Gedanken auf und richtet den Blick auf Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen leiden“, erklärt Raphael Quandt, hauptverantwortlicher Koordinator der Aktion. 

In den letzten Jahren unterstützte die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern unter anderem die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen (2022), die Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Slowenien (2021) sowie die Evangelische Kirche in Rumänien (2020). Inhaltlich befasste sich die Aktion mit Fragen der Seelsorge, der Umwelt oder auch des Alterns in Würde.

Dabei ging es jedoch nicht nur ums Geld. Wichtig waren der bayerischen evangelische Kirche insbesondere der Kontakt und die lebendige Beziehung zwischen den beiden Partnerkirchen. So soll das Projekt dazu beitragen „Brücken zu bauen“ und die Solidarität und Zusammenarbeit in Europa fördern. 

Bildung gegen Hass

Partnerkirche in diesem Jahr war die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder. Die Fastenaktion unter dem Motto „Bildung gegen Hass“ widmet sich dem Thema der Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen, sowie Erwachsenen. Unsere Kirche betrachtet gerade Bildung als grundlegendes Instrument, um die Stimmung in der Gesellschaft zu ändern und ein Gefühl der Gegenseitigkeit und des Annehmens zu fördern. 

„Ich bin beeindruckt von dem klaren und starken Engagement der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder für Bildung als Schlüsselinstrument zur Förderung von Frieden und Verständnis. Ein solcher Ansatz ermöglicht es nicht nur, jeden Einzelnen ernst zu nehmen und dessen Reife und Inklusion zu stärken, sondern auch kritisches Denken und gesellschaftliches Engagement zu fördern“, so Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. 

Eröffnung der Kollekte im Namen der tschechisch-bayerischen Gemeinschaft 

Die offizielle Eröffnung der Fastenaktion findet jedes Jahr um den Sonntag Reminiszere, also zu Ende des zweiten Fastenwochenendes statt. Die diesjährige Fastenkollekte begann am Wochenende vom 03. – 05. März 2023. Die bayerische evangelische Kirche lud eine große tschechische Delegation in die Stadt Selb ein, die, unweit von Asch gelegen, für ihre Porzellanherstellung bekannt ist.  Vor Ort wurde die Delegation vom Ehepaar Volker und Elke Pröbstl aufgenommen, die beide als Pfarrer im Dekanat Selb wirken. 

Für das Eröffnungswochenende war ein vielfältiges Programm geplant. Am Samstagmorgen besuchten alle gemeinsam mehrere evangelische Kirchen an der tschechisch-bayerischen Grenze.  Zunächst ging es nach Hranice/Roßbach und Podhradi/Neuberg, um die von der EKBB verwalteten Kirchenbauten zu besichtigen.  Letztere, auch als Kirche „Zum Guten Hirten“ bezeichnet, ist sogar die älteste reformistische Kirche auf dem ehemaligen Gebiet Österreich-Ungarns.  Aufgrund ihrer einzigartigen hölzernen Innenarchitektur ist sie als Kulturdenkmal geschützt.

Nach dem Mittagessen zogen die Mitglieder beider Kirchen weiter auf die deutsche Seite der Grenze, wo sie zwei evangelische Kirchen in Selb besuchten. In der größeren der beiden, der Stadtkirche, fand am Abend ein Konzert des Chors „Chrapot“ aus Brno /Brünn-Židenice und dem evangelischen Posaunenchor Selb statt.  Anschließend wurden die EKBB-Projekte zur Unterstützung der Ukraine vorgestellt. Magdaléna Šrubařová aus Brno-Židenice erläuterte, wie ihre Gemeinde den vom Krieg betroffenen Menschen aus der Ukraine hilft. Aus der Ukraine berichtete Julia Slipich von ihrer Geschichte. Ursprünglich Direktorin der Kunstschule in Cherson, verließ sie die Stadt nur kurz bevor das Gebäude der Schule sowie die ganze Stadt durch Bombenangriffe zerstört wurden. Sie fand Zuflucht in der Evangelischen Gemeinde in Přeštice/Prestitz, Westböhmen, wo sie, wie sie sagt, zusätzlich zur Unterkunft eine neue „Kirchenfamilie“ fand.

Das gesamte Wochenende über begleiteten die tschechische Delegation aus Prag auch Angehörige der EKBB aus den angrenzenden Gemeinden, wie Asch und Cheb/Eger sowie Pfarrerin Vlasta Groll. Neben den Gastgebern aus Bayern gebührt auch ihnen ein großer Dank für die Hilfe und herzliche Gemeinschaft. 

Lob für tschechische Projekte 

Den Höhepunkt des gemeinsamen Programms stellte der sonntägliche Gottesdienst in der Stadtkirche Selb dar.  Nach der Predigt des Synodalseniors der EKBB Pavel Pokorný und dem Empfang des heiligen Abendmahls eröffnete Oberkirchenrat Michael Martin offiziell die diesjährige Fastenaktion. „Häufig fragen mich die Menschen, wie wir in all den aktuellen Krisen in Europa etwas Sinnvolles beitragen können. Die Antwort liegt für mich in einer anderen Perspektive auf die Probleme unserer Zeit, nämlich die der Heiligen Schrift. Eine Perspektive, die unparteiisch ist, sich lediglich am Allgemeinwohl orientiert, die die Schwachen sieht und ihnen eine Stimme gibt, die Brücken des Verständnisses baut. Insbesondere Gottesdienste wie diese, aber auch die gesamte Fastenaktion überwinden Sprachgrenzen, Kulturen und Konfessionen, es sind Momente in denen wir uns in Gottes Namen versammeln und uns gemeinsam an den Tisch des Herren setzen“, so Martin.

Auch in ihren Grußworten betonten die Vertreter aus den tschechischen Gemeinden – Cheb/Eger und Asch - die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Sandra Schuhmann vom Diakonischen Werk Bayern forderte dazu auf, Hass gemeinsam zu bekämpfen und schutzbedürftige Menschen zu unterstützen. „Jeder Mensch sollte sich wertvoll und sicher fühlen können“, so Schuhmann. 

Andrea Kühn, Vorstandsmitglied des Martin-Luther-Vereins, würdigte den Schwerpunkt der EKBB auf Bildung und Erziehung. „Ihre Bildungsprojekte machen mir Hoffnung.  Das liegt daran, dass Sie genau dort anfangen, wo Veränderungen möglich sind – bei Kindern, Jugendlichen und Angestellten der Kirche. Wenn diese auf soliden Grundfesten stehen, werden sie ihrerseits Veränderungen bewirken“, ist Andrea Kühn überzeugt. 

Was tun wir gegen Hass? 

Die EKBB bereitet derzeit mehrere wichtige Bildungsprojekte vor, die die Spannungen in der Gesellschaft abbauen und Offenheit und Toleranz füreinander fördern sollen. 

Die finanzielle Zuwendung aus der bayerischen Kollekte wird von der Kirche in drei Bereichen verwendet:

1) Jubiläum zur Ordination von Frauen
Im Jahr 2023 jährt sich die erstmalige Ordination von Frauen zum 70. Mal. Mit dem Jubiläum möchte die Kirche auf der einen Seite an den historischen Kontext der Ordination von Frauen erinnern und diesen in Verbindung setzen mit aktuellen Themen, die Frauen in der Kirche heute betreffen. Auf der anderen Seite sollen die Feierlichkeiten mit dem aktuellen Thema der ukrainischen Flüchtlingskrise verbunden werden. Die Kirche bereitet derzeit eine eintägige Feier zu diesem Jahrestag vor, die in der zweiten Jahreshälfte stattfinden wird.  Weitere begleitende Aktionen sind geplant, z. B. eine eintägige Konferenz über den sexuellen Missbrauch von Frauen und ein Treffen von Frauen aus Tschechien, der Slowakei und Deutschland zum Thema Trauerbegleitung.

2) Aus- und Weiterbildung von Angestellten
Die zentrale Kirchenkanzlei der EKBB stellt nicht nur den Betrieb aller Gemeinden sicher, sondern leistet auch unterstützende Arbeit für die Pfarrgemeinden in Tschechien. In den nächsten zwei Jahren möchte die Kirche deshalb den Schwerpunkt auf die Förderung der persönlichen Entwicklung des Personals der Zentralen Kirchenkanzlei legen.

3) Bildung von Kindern und Angestellten, die mit Kindern arbeiten
Das Pilotprojekt wird derzeit von der Kirche in Zusammenarbeit mit dem Prager Seniorat der EKBB vorbereitet. Es richtet sich an Kinder aus kirchlichen und nicht-kirchlichen Kontexten im Alter von 5 bis 15 Jahren. Sekundäre Zielgruppe sind Angestellte, die mit Kindern arbeiten und deren Führungskräfte des Prager Seniorats. Es soll eine kohärente Methodik für die Arbeit mit Kindern entwickelt werden, für deren Anwendung die Angestellten entsprechend geschult und unterstützt werden.
Dazu gehören die Organisation von Senioratssitzungen für Kinder und  Angestellte, die mit diesen arbeiten, sowie der Aufbau eines Teams, das die Arbeit mit Kindern weiterentwickeln soll. Darüber hinaus soll ein Katechismus-Handbuch oder  eine gemeinsame Facebook-Gruppe entwickelt und regelmäßig ein Newsletter versendet werden.

Adéla Rozbořilová a Eva Balcarová