Die „Wochen gegen Rassismus“ und die christliche Kirche

#EKBB   „Wochen gegen Rassismus“ gibt es in Deutschland bereits seit den 1970er Jahren. Anfangs fanden nur an wenigen Dutzend Orten Veranstaltungen statt, doch nach und nach bekannten sich zu den „Wochen“ immer mehr Gruppen, die in ihnen die Möglichkeit sahen, sich deutlich von Rassismus abzugrenzen und auch aktiv etwa gegen ihn zu tun. n gegen Rassismus“ gibt es in Deutschland bereits seit den 1970er Jahren. Anfangs fanden nur an wenigen Dutzend Orten Veranstaltungen statt, doch nach und nach bekannten sich zu den „Wochen“ immer mehr Gruppen, die in ihnen die Möglichkeit sahen, sich deutlich von Rassismus abzugrenzen und auch aktiv etwa gegen ihn zu tun. 

Die „Wochen gegen Rassismus“ und die christliche Kirche
Die „Wochen gegen Rassismus“ und die christliche Kirche

Auf Einladung der deutschen „Stiftung gegen Rassismus“ besuchte ich am 20. und 21. September 2021 eine Konferenz in Mainz, bei der die „Wochen gegen Rassismus“ im nächsten Jahr vorbereitet wurden (aufgrund des großen Interesses wurde auch ein „Tag gegen Rassismus“ am 21. März ins Leben gerufen). „Wochen gegen Rassismus“ gibt es in Deutschland bereits seit den 1970er Jahren. Anfangs fanden nur an wenigen Dutzend Orten Veranstaltungen statt, doch nach und nach bekannten sich zu den „Wochen“ immer mehr Gruppen, die in ihnen die Möglichkeit sahen, sich deutlich von Rassismus abzugrenzen und auch aktiv etwa gegen ihn zu tun. Neben Schulen und Organisationen, die sich für die Integration von Einwanderern und die Arbeit mit Ausländern stark machen, melden sich zu diesen Veranstaltungen auch Einsatzorganisationen, die für den Staatsbetrieb wichtig sind – Polizei, Feuerwehr und Armee, sowie Sportorganisationen, die in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert haben, darunter natürlich die wichtigste deutsche Sportart, der Fußball. Heute finden in Deutschland jedes Jahr zehntausende verschiedene Veranstaltungen statt, an denen sich rund eine Million Menschen beteiligt.

Rassismus wird heute längst nicht mehr nur mit dem veralteten und in der Gegenwart unwissenschaftlichen Begriff Rasse in Verbindung gebracht. Es gibt Rassismus gegen Angehörige anderer Nationen, die Hilfsarbeiten verrichten – zum Beispiel in unserem Land gegen die Roma, in Deutschland gegen die Türken, in Großbritannien gegen die Polen. Ein anderer ist der Rassismus gegenüber eigenen ethnischen oder sprachlichen Minderheiten. Die dritte, wahrscheinlich am weitesten verbreitete Form ist der Rassismus aufgrund der Religion – Antisemitismus oder Islamophobie (zusammen mit Antiziganismus).

Wie sieht die Situation in unserem Land aus und was können wir tun?
Was die Bevölkerung der Tschechischen Republik ohne Einwanderer und nationale Minderheiten betrifft, so wären wir wahrscheinlich weniger als neun Millionen und unsere Zahl würde weiter abnehmen. Dass wir leicht wachsen, verdanken wir den Ausländern, von denen es derzeit schon fast eine Million in Tschechien gibt – offiziell und inoffiziell.

Sind Rassisten Jugendliche mit rasierten Köpfen und Baseballschlägern, wie es oft dargestellt wird? Oder sind sie ziemlich normale Mitbürger, zu denen auch einige Christen gehören, und sogar die vermeintliche Elite der Gesellschaft, die Macht hat und deren moralischer Anker sein sollte – Bürgermeister, Polizisten oder meinetwegen Schulleiter?

Wie erkennt man, ob sich irgendwo Rassismus zeigt? Am besten, indem wir die fragen, die er betrifft.

Auch sehr freundliche Gesellschaften haben ihre blinden Flecken, Tabuthemen und Menschen, über die man lieber nicht spricht. Manchmal erinnere ich mich an die Worte Jesu: „Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr“ (Mt 21,31). Offensichtlich konnte Jesus eine bessere Gesellschaft gut provozieren – und in der Kirche könnten wir uns davon inspirieren lassen.

Die „Wochen gegen Rassismus“ sind auch eine gute Gelegenheit für die evangelische Kirche. Als ich mit meinen Pfarrerkollegen darüber sprach, sagten mir viele sofort, dass sie das Problem des Rassismus in der tschechischen Gesellschaft kennen und auch dagegen predigen. Es gibt viele eindeutig antirassistische Texte in der Bibel, von der Erschaffung eines Menschen zu Beginn über die vielen Nationen, die zum Berg des Herrn reisen werden (Jesaja 2,3), bis hin zur Vielzahl aller Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen, die im letzten Bibelbuch vor dem Thron des Lammes stehen (Offb. 7,9). In der evangelischen Kirche können wir allerdings über fast alles reden, Gespräche sind uns wichtig. Und das ist eine gute Grundlage für die „Wochen gegen Rassismus“. Deshalb möchte ich Gemeinden, Pfarrer, Kirchenvorstände und Einzelpersonen auffordern, ihre eigene Teilnahme zu erwägen.

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Die „Wochen gegen Rassismus“ bieten einen relativ breiten zeitlichen Rahmen, da nicht festgelegt ist, wann sie beginnen und wann sie enden. Jeder kann seinen eigenen „Tag gegen Rassismus“ festlegen, an jedem beliebigen Tag im Jahr. Das Wesen des Rassismus besteht darin, Schubladen von „wir“ und „sie“ zu schaffen, zwischen denen es eine klare Grenze gibt, die das „Wir“ schützen soll, indem sie die anderen irgendwo nicht hinlässt. Das zentrale Anliegen der „Wochen gegen Rassismus“ ist es, die eigene Komfortzone zu verlassen und diese Grenze zu überschreiten.

Was ist geplant?
Für dieses Jahr gibt es bereits eine ganze Reihe unterschiedlicher Veranstaltungen. Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder hat einen Literaturwettbewerb für Jugendliche mit dem Titel „Ich bin kein Rassist, aber …“ ausgeschrieben. Die Bekanntgabe der Ergebnisse des Wettbewerbs erfolgt im Rahmen des Seminars „Wir geben den Gedemütigten eine Stimme“, das von der EKBB-Kommission für Menschenrechte für den April dieses Jahres im Senat der Tschechischen Republik organisiert wurde.

In einzelnen Regionen der Tschechischen Republik wird eine Reihe von Treffen zwischen Angehörigen der tschechischen Polizei und Vertretern von Roma-Gemeinschaften stattfinden, moderiert von Vertretern der Kirche. Diese Treffen sollen zur Verbesserung der gegenseitigen Beziehungen und zum Vertrauen zwischen den Roma und der Polizei beitragen.

Was also kann jeder Einzelne tun?
Die bequemste, aber meiner Meinung nach niedrigste Stufe ist, einen Schritt in das Leben einer Minderheit zu machen, indem man ein Buch liest, einen Film ansieht oder vielleicht die Website romea.cz gründlich liest.

- Ein etwas höheres Niveau wäre es, wenn man sich mit einem Angehörigen einer Minderheit unterhält und ihn auch zu einem „inkorrekten“ Thema befragt – ob er manchmal etwas Unangenehmes vonseiten der Mehrheit erlebt, nur weil er einer Minderheit angehört (dies wird bei uns nicht immer als Rassismus bezeichnet).

- Man kann auch einen der nächstgelegenen Roma-Gottesdienste besuchen (das Netz der Roma-Gemeinden in der Tschechischen Republik ist in den letzten Jahren in verschiedenen Kirchen gewachsen).

- Gehen Sie zu einem muslimischen Gebetshaus (wir haben in Prag mehrere – in Brno/Brünn und Karlovy Vary/Karlsbad je zwei, weitere in Teplice/Teplitz und in Hradec Králové/Königgrätz). Überall, wo ich hinkam, wurde ich sehr freundlich empfangen.

Was können Kirchenvorstände oder Gemeinden anlässlich der „Wochen gegen Rassismus“ tun?
Sie können einsteigen, indem Sie ein geselliges Beisammensein mit einem Vertreter der Minderheit organisieren oder ein Konzert mit Ethno- oder Weltmusik. Eine bewährtes, sozusagen „heimisches“ Ensemble ist zum Beispiel Nsango Malamu, ein Chor, der afrikanische christliche Lieder singt. Rassismus bekämpft man am besten im Guten …

Für eine christliche Gemeinde ist es selbstverständlich, Gottesdienste abzuhalten. Deshalb kann man dieses Thema (vielleicht positiver „Tag der Vielfalt“ oder ähnlich genannt) zum Motto eines Gottesdienstes mit Gebeten machen. Wenn Sie für eine bestimmte Gruppe beten möchten, können Sie diese auch einladen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, Vertreter anderer Religionen zum Gottesdienst (oder zum Dialog) einzuladen. Auch gemeinsame Gottesdienste mit einer anderssprachigen Gemeinde oder einer Roma-Gemeinde sind möglich; wenn sie gut vorbereitet werden, sind sie bereichernd für beide Seiten.

Wie der freundliche Leser bemerkt haben wird, möchte dieser Artikel ein Aufruf und eine Ermutigung sein. Gelegenheit, ein Treffen zu veranstalten, bietet uns mehr oder weniger das ganze Kirchenjahr.

Mikuláš Vymětal