Das Kralitzer Juwel

Lange vorbereitete Feierlichkeiten fanden am Wochenende vom 13.-15. September statt

Bereits am Freitag, am frühen Abend wurde der Grundschule der Name Jan Blahoslav verliehen. Jan Blahoslav war Bischof der Brüderunität und hat die Kralitzer Bibel durch seine Übersetzung des Neuen Testaments wesentlich mitgeprägt. Es gab Ausstellungseröffnungen, ein Konzert und eine Vorführung des Films Hrabě Zinzendorf – síla přesvědčení (Graf Zinzendorf – Kraft der Überzeugung).

Am Samstag konnten die Besucher unter fünf parallel laufenden Programmen auswählen. Auf dem Fußballplatz hinter der Turnhalle lösten auf dem Hauptpodium Festredner und musikalische Auftritte einander ab. Die Zuschauer kämpften zwar zu Beginn mit Regenschirmen und nassen Bänken, allmählich beruhigte sich jedoch das Wetter. An dem Galaprogramm am Nachmittag unter dem Titel Das Kralitzer Juwel und einem von Schülern des Olmützer Konservatoriums zusammengestellten Programm konnten sich alle bereits ohne Schirme erfreuen. Nach Einbruch der Dunkelheit wandelte sich der Platz erneut in ein Sommerkino mit der Filmvorführung Pod ochranou Žerotínou (Unter dem Schutz der Zierotiner).

In der Turnhalle hatten die Besucher die Möglichkeit, eine Ausstellung mit Arbeiten zum Thema Kralitzer Bibel zu sehen oder verschiedene Vorträge führender Fachleute über die Kralitzer Bibel aus kulturhistorischer Sicht zu hören, an Ständen konnten Literatur zeitgenössischer christlicher Verlage oder Erzeugnisse Geschützter Werkstätten gekauft werden.

In der Kirche zum Hlg. Martin erlebten viele einen Musikworkshop mit Psalmenvertonung und einen interaktiven Vortrag über die Kantionale der Unitas fratrum. Den Nachmittag beherrschte der Chor Dvořák aus Uherský Brod den Raum des kleinen Kirchleins mit Kompositionen von Eben zu Texten von Jan Amos Comenius, am frühen Abend konnten wir hier eine Autorenlesung hören.

Die Grundschule in der Ortsmitte stellte ihre Räume für einen Block von Fachvorträgen zur Kralitzer Bibel aus kulturell-theologischer Sicht zur Verfügung. Ihr Thema waren die Drucker und Graphiker dieser Bibel, protestantische Zugänge zur Kunst oder die Architektur protestantischer Kirchen in der Zeit zwischen den Weltkriegen. Desweiteren konnte man sich auch exegetischen Anmerkungen der Kralitzer Übersetzer zum Alten und Neuen Testament widmen.

Den ganzen Tag über war Gelegenheit, das Denkmal der Kralitzer Bibel einschließlich der Kellergewölbe der Ruine der Kralitzer Feste zu besuchen und einen umfangreichen Sammelband, herausgegeben anlässlich des 400 jährigen Jubiläums der Kralitzer Bibel, zu erwerben.

Das Kinderprogramm bot eine Bastelwerkstatt, ein Wettspiel, Naturerkundungen auf den Spuren Jesu, eine Druckerwerkstatt oder Lieder und Spiele zu biblischen Motiven.

Das Festprogramm wurde in Kralice nad Oslavou auch am Sonntag fortgesetzt. Um halb zehn erklang über der Hauptbühne ein responsorischer Gesang zu einem Bibeltext. Es folgte ein ökumenischer Gottesdienst, den der Synodalsenior der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, Joel Ruml leitete. Es predigte der Bischof der Schlesischen Evangelischen Kirche A.B., Jan Waclawek und musikalisch wurde der Gottesdienst von dem Frauenchor Laudate und einer Bläsergruppe aus Oldřichovice begleitet. Beim ökumenischen Gottesdienst war auch eine Reihe von Gästen aus der tschechischen und ausländischen Ökumene anwesend .

An den dreitägigen Feierlichkeiten nahmen fast viertausend Menschen teil. Allein zum Denkmal der Kralitzer Bibel kamen über 3000 registrierte Besucher. Einige Protestanten zogen bei dem Auftritt der Sängerin Dáda Patrasová beim Galaprogramm die Augenbrauen hoch. Es muss angemerkt werden, dass dieses erfolgreiche und für unsere Verhältnisse riesige Ereignis von zwei Kirchen (der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder und der Schlesischen Evangelischen Kirche A.B.), der bürgerlichen Gemeinde Kralice, dem Brünner Landesmuseum und dem Verein Česká Studna organisiert wurde. Und jeder der Organisatoren hatte etwas andere Vorstellungen davon, auf welche Weise dieses wichtige Jubiläum der Kralitzer Bibel zu begehen und zu feiern sei.

Die Kralitzer Feierlichkeiten sind Teil eines größeren Projekts der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder unter dem Titel Unsere Reformation, das sich bedeutenden kirchlichen Jubiläen widmet, und zwar von 2013 bis zum Jahr 2018, in dem das Projekt in den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Gründung der EKBB seinen Höhepunkt finden wird.

Daniela Ženatá