Pavel Hošek, Professor für Religionswissenschaft an der Evangelisch-Theologischen Fakultät, schrieb neben vielen Fachbüchern auch einige andere, die der geistlichen Dimension der schönen Literatur gewidmet sind,
insbesondere den Persönlichkeiten J. Foglar, E. T. Seton, J. R. R. Tolkien und C. S. Lewis. Er verfasste zudem ein Buch über den jüdischen Chassidismus und dessen Einfluss in Werken von beispielsweise J. Langer, M. Buber, E. Wiesel, Ch. Potok und I. B. Singer.
In seinem neuesten Buch, das im März dieses Jahres veröffentlicht wurde, steht der tschechische Schriftsteller Bohumil Hrabal im Mittelpunkt, dessen Werk zu den bedeutendsten Früchten der tschechischen Kultur gehört, in Dutzende Sprachen übersetzt wurde und als Vorlage für zahlreiche Filme und Theaterstücke diente.
Pavel Hošek legte sein Buch jedoch ungewöhnlich an, denn es konzentriert sich auf die spirituelle Dimension von Hrabals Denken und Werk, der sich bisher niemand näher gewidmet hat. Dabei gehören aber spirituelle Motive eindeutig zu diesem Schriftsteller.
Die wesentliche Quelle, aus der Pavel Hošek in seinem Buch schöpfte, sind bislang unbekannte adventliche Ansprachen Hrabals in der evangelischen Pfarrei in Libice nad Cidlinou (dt. Libitz an der Cidlina), die der Autor auf sieben uralten Tonbandkassetten entdeckt hat. Hrabal besuchte die Pfarrei in Libice seit 1980, er war mit dem dortigen Pfarrer befreundet. Von seinen elf Besuchen, die immer am letzten Adventssonntag stattfanden, zeugen Einträge in der Pfarrchronik.
Die adventlichen Ansprachen werfen, so Pavel Hošek, ein neues Licht auf die wenig erforschte geistige Grundlage des literarischen Schaffens, und der Autor leitet aus ihnen überzeugend ab, dass die spirituellen Themen in Hrabals Texten keine bloße Verspieltheit oder gar Parodie sind, sondern zu seinen Vorstellungen vom Kosmos und den Menschen gehören.
Jana Plíšková
Pavel Hošek: Evangelium podle Bohumila Hrabala (Das Evangelium nach Bohumil Hrabal)
Brünn, Zentrum für Demokratie- und Kulturstudien 2024, 218 Seiten
Foto: Hana Hamplova: "Bohumil Hrabal 1985 český spisovatel"; CC BY-SA 3.0; via Wikimedia Commons
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