Filipka – Schule mit Geschichten

27. März 2024

Zu unserer Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder gehören bereits acht Schulen. Eine von ihnen heißt „Filipka –Schule mit Geschichten“ und befindet sich in der Straße Filipínského in Brünn.

Filipka – Schule mit Geschichten
27. März 2024 - Filipka – Schule mit Geschichten

Der Unterricht an der Filipka startete nach zwei Jahren Vorbereitung im September 2019, in diesem Jahr wird hier also im vierten Jahr unterrichtet. Allmählich füllten sich die Klassen mit Schülerinnen und Schülern der Primarstufe (1. bis 5. Klasse), dieses Jahr geht es schon in der Sekundarstufe weiter – die Filipka hat nun auch eine sechste und siebente Klasse. 
 
Große Sorgen deutete die Gründerin und Direktorin der Schule, Ruth Konvalinková, an: 
„Wir hatten gehofft, dass das Rathaus uns helfen würde, zusätzliche Räumlichkeiten zu bekommen. Nächstes Schuljahr wird ein weiteres Klassenzimmer benötigt, wenn die Schule neue Erstklässler aufnehmen soll. Es ist bekannt, dass im Ortsteil Židenice etwa 100 Plätze für Kinder in Kindergärten und Schulen fehlen. Wir bieten dem Rathaus an, dass wir zu einem Teil vorzugsweise Kinder aus der Gegend aufnehmen – die Filipka ist nicht nur bei den Eltern aus Židenice sehr gefragt. Damit es sich für die Stadt lohnt, sich um uns zu kümmern. Aber wenn nichts passiert, kann im September keine erste Klasse starten, weil wir nicht wissen, wohin mit ihr. Und das wäre der Anfang vom Ende … Diese Woche hat der Bezirk zudem unseren Antrag auf Registrierung eines 4-jährigen Gymnasiums (10. bis 13. Klasse) genehmigt, und diese Option verfällt, wenn wir nicht bis Ende August nachweisen können, dass wir ein Gebäude haben, wo wir das Gymnasium unterbringen können. Natürlich suchen wir auch nach anderen Räumlichkeiten. Jetzt sieht es so aus, als ob wir zumindest für die nächsten beiden Jahre Asyl für die Klassen der Sekundarstufe finden könnten, aber das ist nur eine vorübergehende und radikale Lösung.“ 
 
Für wen wir hier sind  
An der Filipka gibt es etwa 30 % Integrationsschüler. In den meisten Klassen arbeiten ein Pädagoge und ein Assistent, in einigen sogar noch ein zweiter Pädagoge. Dies hängt von der Anzahl an benachteiligten Kindern und deren Bedürfnissen ab. Derzeit gibt es an der Filipka sechs Sonderpädagogen, was für eine so kleine Schule einzigartig ist. Laut der Direktorin Konvalinková entlastet die Filipka durch die Betreuung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen die staatlichen Schulen Brünns. 
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Wie die Sekundarstufe funktioniert 
In der Sekundarstufe wird schließlich nach der Methode des sogenannten integrierten thematischen Unterrichts gelehrt, bei der verwandte Fächer zu größeren Blöcken zusammengefasst werden. Am Montag haben die Schüler zum Beispiel einen sechsstündigen Block „Geschichten“, der Tschechisch, Literatur, Kunsterziehung, Musikunterricht und Ethik umfasst. Weitere Blöcke sind „Natur“ (Biologie, Physik, Geographie), „Welt“ (Geschichte, Sozialkunde und Humangeographie) und „Technik“ (Mathematik, Informatik und Arbeitskunde). 
Die übergreifenden Monatsthemen in der Sekundarstufe waren letztes Jahr zum Beispiel Mut, Dankbarkeit, Hilfe, Geduld, Weisheit, Stille, Freiheit, Vertrauen, Freude oder Freundschaft. Einen ganzen Monat lang widmeten sich die Kinder dem Thema „Hilfe“, konkret ging es um die Diakonin Marie Rafajová. Die Kinder forschten in Brünn, sammelten Informationen, sie lernten, E-Mails an verschiedene Institutionen zu schreiben, um so viel wie möglich über die betreffende Person herauszufinden. Das Ergebnis ist eine Website über diese halbvergessene evangelische Persönlichkeit, die einst die Auszeichnung „Gerechte unter den Völkern“ erhielt. 
 
Die finanzielle Unterstützung – diakonische und Entwicklungsprojekte 
Eine finanzielle Unterstützung ist für die Filipka unerlässlich. Die staatlichen Zuschüsse pro Schüler sind für kirchliche Schulen niedriger als für staatliche Schulen. Die Eltern zahlen zwar ein relativ niedriges Schulgeld, aber wenn es zwei, drei oder sogar vier Geschwister sind, ist dies eine Belastung für die Familien. Familien mit geringerem Einkommen können einen Zuschuss aus einem zu diesem Zweck gegründeten Stiftungsfonds beantragen. Für finanziell aufwendigere Hilfsmittel oder Tätigkeiten wird ständig Geld gebraucht. Deshalb beantragt die Filipka jedes Jahr Zuschüsse beim Magistrat der Stadt Brünn, beim Kreis oder anderswo und nutzt dankbar auch das kirchliche Förderungssystem DARP (diakonische und Entwicklungsprojekte). Laut der Schulleiterin zeigt sich jedoch, dass Ausschreibungen für Zuschüsse, die auf evangelische Gemeinden zugeschnitten sind, überhaupt nicht für Schulen geeignet sind. „Um einen Zuschuss zu erhalten, müssten wir noch neue Aktivitäten erfinden, obwohl doch die Aktivitäten der Schule an sich schon reich sind. Warum sollten wir die Tatsache, dass wir zum Beispiel Computer für den Unterricht benötigen, in ein kompliziert ausgedachtes Projekt verpacken?“ Diese wichtige Erkenntnis korrespondiert mit dem, worauf auch die Förderkommission der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder inzwischen gekommen ist. Die Schulen, die in der von der EKBB gegründeten Evangelischen Akademie zusammengeschlossen sind, sollten ein eigenes Stipendiensystem bekommen. Denn unsere Kirche ist stolz auf ihre acht Schulen und will so großzügig wie möglich sein. 
 
Woran eine Lehrerin der ersten Klasse und eine Sonderpädagogin bei der Lehrtätigkeit Freude haben 
„Das hier an der Filipka ist ein großes Abenteuer. Wir haben noch keine Klasse, die die Schule abgeschlossen hat. Ich glaube, wir werden die Früchte erst noch ernten. Noch sind wir unterwegs, mit gespannter Erwartung. Für mich ist dieser Job ganz anders als das, was ich früher an einer klassischen Schule erlebt habe. Wir verbringen viele Tage in der Natur, vor allem bei schönem Wetter. Tschechisch und Mathematik kann man hervorragend im Freien unterrichten. Man kann alles Mögliche machen. Sich unterhalten, erzählen, rechnen, singen, Mathematik mit Bewegung verbinden. Wir sind im Park, gehen an der Svitava entlang, die haben wir gleich hinter der Schule. Jetzt zum Beispiel beim Thema ,Ich weiß, wo ich wohne‘ gehen wir durch Židenice und zeichnen interessante oder wichtige Orte auf einer Karte ein. Wir besuchen beispielsweise auch Museen oder Bibliotheken.“ 
 
Was eine Schulbegleiterin macht 
„Es ist eine sinnvolle Arbeit. Einem autistischen Sechstklässler zum Beispiel wird ein Schulbegleiter empfohlen, aber ich bin nicht nur für ihn da, ich unterstütze ihn nur bei der Arbeit, ich bin ihm behilflich, wenn er es braucht. Ich verbringe den ganzen Tag mit den Kindern und gehe nicht mal in den Pausen weg. Die Lehrer wechseln in der sechsten Klasse schon je nach Unterrichtsfach, also beobachte ich den ganzen Tag das Verhalten der Kinder, bin aber im Hintergrund. Dann bespreche ich mit der Klassenlehrerin, was so los ist, wer zum Beispiel einen schlechten Tag hat.“ 
 
Das Sekretariat hält den Betrieb am Laufen 
Eine wichtige Mitarbeiterin ist die Sekretärin. Was sagt sie über ihre Arbeit? „Als ich einstieg, wartete hier ein Haufen Papierkram. Ich bin für Personalangelegenheiten, die Daten der Schüler, die Buchhaltung und die Kasse zuständig.“ Und was für einen Eindruck hat sie von der Filipka? „Wir sind eine kleine Schule, und obwohl es räumlich sehr eng ist, ist es menschlich gesehen hervorragend. Und dass sich jemand um benachteiligte Kinder kümmert, das ist eine großartige Sache.“ 

Daniela Ženatá  

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