Am Ende des Jahres 1953 wurde öffentlich, zumindest in den evangelischen Kirchen, die Nachricht verkündet: „Die Synode beschließt, dass die Möglichkeit zur Ordination in der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder qualifizierten Männern und auch Frauen gewährt wird.“
Dieser Beschluss der Synode vom 30. Oktober 1953 war Ausdruck eines mutigen Glaubens und der Hoffnung zu einer Zeit, als die kommunistische Macht jeden Ausdruck freien Denkens und Lebens grausam bestrafte und unterdrückte.
Es war damals 30 Jahre her, dass der Vorschlag zur Ordination von Frauen erstmals auf der Synode vorgebracht worden war. 30 Jahre Verhandlungen und Gespräche auf allen kirchlichen Ebenen. Und schon lange zuvor fand nämliche Frage in verschiedenen Gremien der EKBB Widerhall, zum Beispiel in Bezug auf das Wahlrecht für Frauen (nicht nur das Recht zu wählen, sondern auch die Möglichkeit, in die Entscheidungsgremien der Kirche gewählt zu werden) oder die Rolle der Frauen in der geistlichen, katechetischen oder sozialen Arbeit.
Selbst die Annahme des Beschlusses im Jahr 1953 war schwierig. Ihm gingen Diskussionen in den Gemeinden und auf den Konventen voraus.
Das Dokument „Der Dienst der Frauen in der Kirche“ wurde Ende des Jahres 1950 veröffentlicht, und am Schluss heißt es: „Aus dem Gesagten folgt, dass die Kirche weder biblisch noch dogmatisch einen triftigen Grund hat, Frauen die ‚Ordination‘ zu verweigern, d. h. die Beauftragung, die Sakramente zu verwalten, wenn sie ihnen nicht den Verkündigungsdienst vorenthalten will. Ein solcher Vorenthalt des Verkündigungsdienstes für Frauen hat im Sinne der oben dargelegten exegetischen und biblisch-theologischen Auslegung der entsprechenden Aussagen des Neuen Testaments keine Grundlage.“
Die Stellungnahmen der Kirchenvorstände zu dieser Angelegenheit sind bis heute vollständig erhalten. Von den 247 befragten Gemeinden antworteten 154 positiv, darunter 35 unter Vorbehalt. Es gab 54 ablehnende Antworten, 16 Reaktionen waren unklar und 23 Gemeinden antworteten überhaupt nicht.
Basierend auf den mehrheitlich zustimmenden Stellungnahmen schlug der Synodalrat vor, dass die Synode beschließen solle, Frauen die Ordination zu gewähren und sie den Männern vollständig gleichzustellen.
Im Protokoll der Synode von 1953 heißt es: In der Diskussion zu diesem Thema sprach zuerst Bruder Frant. Zeman. Er beruft sich auf frühere Synoden, die, vielleicht auch vom Heiligen Geist geleitet, die Ordination abgelehnt haben. Seiner Meinung nach sind Frauen vor allem zum sozialen und katechetischen Hilfsdienst berufen. Er argumentiert, dass der Predigtdienst überaus anspruchsvoll ist und es bedenklich wäre, diese Last auf die Schultern von Frauen zu legen.
Jedoch gab es deutlich mehr Stimmen, die die Ordination von Frauen unterstützten und den Vorschlag befürworteten. Insbesondere die Analyse und Auslegung relevanter biblischer Texte, die vom theologischen Beratungsausschuss unter der Leitung von J. B. Souček vorgelegt wurden, befreite die bisher Unentschlossenen von der Angst, anders zu handeln als gewöhnlich. Für den Vorschlag des Synodalrats stimmten 79 Mitglieder der Synode, ein Mitglied war dagegen und eines enthielt sich.
Die erste Ordination von Pfarrerinnen in der EKBB fand am 13. Dezember 1953 in Poděbrady statt. In Anwesenheit des Synodalseniors Viktor Hájek wurden vier Frauen zum Dienst zugelassen: Alena Srnková, Antonie Slámová, Eva Peroutková und Jarmila Jeschkeová. Weitere Ordinationen von Absolventinnen der Theologie folgten bald darauf.
Und wie ist es heute? In der EKBB wurden bisher mehr als 200 Pfarrerinnen, Vikarinnen, Diakoninnen und Hilfspredigerinnen ordiniert.
Die Kirche feierte das siebzigstes Jubiläum am 21. Oktober 2023 symbolisch in Poděbrady. Hunderte Besucher versammelten sich zu einem gemeinsamen Gottesdienst, der von Frauen geleitet wurde. Unter den Gästen fehlten auch Vertreterinnen der ältesten und jüngsten ordinierten Predigerinnen der Kirche nicht. Das Gartenfest sollte die Dankbarkeit gegenüber Gott für den Dienst und die zahlreichen Gaben evangelischer Pfarrerinnen zum Ausdruck bringen, die die Gemeinschaft der evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder so außergewöhnlich machen.
Interessieren Sie sich für Neuigkeiten aus unserer Kirche?