Es gibt bereits acht Schulen, die zu unserer Kirche gehören. An dieser Stelle wollen wir nun den Benjamin unter den Einrichtungen der Evangelischen Akademie vorstellen – eine kleine Grundschule mit Kindergarten in Sudice unweit von Boskovice.
Das Schulgebäude steht seit mehr als 160 Jahren unübersehbar am Dorfplatz von Sudice. Diese ehemalige evangelische Schule diente als Predigtstation, in der man sich zu sonntäglichen Gottesdiensten versammelte, ein Teil des Gebäudes wurde für geschütztes Wohnen genutzt. Vor einigen Jahren hatte eine Gruppe von Enthusiasten aus dem Kreis der Gemeinde von Boskovice die Idee, der Schule neues Leben einzuhauchen, Unterricht, Kinderspiele und Lachen dorthin zurückzubringen. Im September 2022 konnten nun eine erste Klasse und eine Kindergartengruppe starten. Ich habe mit der Direktorin Dagmar Hamalová über den Weg zur Verwirklichung dieses Traums und über die Zukunftsaussichten gesprochen.
Das Gebäude der ehemaligen evangelischen Schule gehört der Gemeinde von Boskovice. Und in Sudice gibt es viele Kinder und keinen Kindergarten. So wurde in der Gemeinde Boskovice nach vielen Debatten die Entscheidung getroffen, hier eine kleine Schule mit einem Kindergarten einzurichten. Wir reichten einen Antrag auf Registrierung der Schule beim Bildungsministerium ein, im März 2022 kam ein positiver Bescheid und wir konnten uns an die Arbeit machen.
Von der Genehmigung im März bis zur Eröffnung der Bildungseinrichtung im September, als die Erstklässler in die Schule und die ersten Kinder in den Kindergarten kommen sollten, blieb nicht viel Zeit. Wie kann eine grundlegende Renovierung eines alten Hauses in einer solchen Galgenfrist geschafft werden?
Das Bauprojekt konnte dank Pfarrer Bureš sehr schnell vorbereitet werden, dafür gebührt ihm großer Dank. Das Planungsteam bildete das Ehepaar Syrovátka – ein kleines Büro mit praktischer Ausrichtung. Sie haben alles geplant, gezeichnet, berechnet und darüber hinaus die Termine überwacht. Die Leute aus der Gemeinde und aus dem Dorf arbeiteten bei den Abriss- und Aufräumarbeiten Hunderte von ehrenamtlichen Stunden. Die Raumanordnung wurde geändert, es wurden neue Fußböden, Toiletten, Leitungen und eine neue Heizung eingebaut – kurzum: eine Generalüberholung.
Wir mussten von mehreren Seiten Geld aufbringen, denn in den letzten zwei Jahren sind sämtliche Baumaterialien unglaublich teuer geworden. Die Kommune, der es sehr am Herzen lag, dass hier ein Kindergarten und eine Grundschule für die Kinder des Ortes entstehen, gab zweieinhalb Millionen Kronen. Gleichzeitig haben wir eine Spendensammlung ins Leben gerufen, die von erfahrenen Fundraisern unterstützt wurde. Von der Kirche erhielten wir ebenfalls Geld. Wir nutzten Diakonie- und Entwicklungsprojekte, und auch von ausländischen Geldgebern bekamen wir Spenden.
Im Erdgeschoss befinden sich die Garderobe, ein Klassenzimmer und das Spielzimmer des Kindergartens, sanitäre Einrichtungen und der Essbereich für den Kindergarten. Es hat uns etwas überrascht, dass wir getrennte Essensausgaben für die Schule und den Kindergarten haben müssen, also gibt es oben noch eine Essensausgabe und einen Speiseraum für die Schulkinder. Ebenfalls im Obergeschoss befindet sich ein geräumiges Schulzimmer mit entsprechender Einrichtung. Dank der bereits erwähnten Spenden konnten wir uns neue Schulmöbel, Schränke, Regale und verschiedenes Zubehör leisten. Alles ist schön, neu, bunt.
Wir haben eine Lehrerin für die Schulklasse mit derzeit neun Erstklässlern und zwei Drittklässlerinnen. Ich bin Lehrassistentin und gleichzeitig Direktorin, manchmal allerdings stehe ich auch in der Essensausgabe. Der Pfarrer hält hier Bibelstunden und unterrichtet ehrenamtlich Englisch. In der Nachmittagsbetreuung wechseln sich mehrere Frauen ab, was für eine gewisse Buntheit sorgt – die eine leitet einen Keramikkurs, die andere eine Theatergruppe. Dann gibt es noch eine Kindergartengruppe mit zwei Erzieherinnen. Nächstes Jahr werden ein paar neue Erstklässler dazukommen, sodass drei Jahrgänge in der Klasse vertreten sein werden. Im Schuljahr darauf wollen wir dann eine weitere Klasse eröffnen und die Kinder nach Jahrgängen aufteilen.
Eine unerschöpfliche Inspiration ist für mich Johann Amos Comenius, sei es wegen seiner Betonung der Anschaulichkeit, sei es wegen seiner Rolle als Führer durch die Welt der Erkenntnis von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter. Ebenso wichtig ist die Abfolge des Wissenserwerbs von der Nähe bis hin zur Ferne. Erst einmal den Ort erkunden, an dem wir leben, die Umgebung, den Wald hinter der Scheune, den Fluss oder die Wiese hinter dem Dorf. Das fehlt den Kindern von heute sehr, weil ihre Eltern die nähere Umgebung ihres Zuhauses oft übersehen. Anstatt mit den Kindern auf den Hügel in den Wald zu gehen, fahren sie lieber mit ihnen ans Meer oder zumindest in die Berge. Die Gegend, in der wir leben, kennenzulernen und eine Beziehung zu ihr aufzubauen, ist meiner Meinung nach äußerst wichtig.
Hier in Sudice spüre ich eine starke Tradition. Diese Schule und diesen Gebetsraum haben seit der Mitte des 19. Jahrhunderts viele Dorfbewohner besucht, daher gibt es viel, woran angeknüpft werden kann. Wir erzählen biblische Geschichten, und Kinder aus gläubigen und nichtgläubigen Familien hören zu, auch Kinder, die nicht direkt zur evangelischen Gemeinde gehören, aber deren Vorfahren in der Kirche waren und deren Familien diese Tradition in ihrem Leben weiterführen. Noch ein großer Vorteil ist der Gemeinschaftsgeist, wir spüren eine große Unterstützung aus der Kommune. Die Zusammenarbeit ist wirklich vorbildlich, das schätze ich sehr. Die Kinder gehen zum Beispiel zum Sportunterricht in die örtliche Turnhalle, und das für eine symbolische Miete, die Kommune wird nächstes Jahr sogar ein paar Sportgeräte kaufen. Hier auf dem Platz gibt es noch ein Gebäude, das wir vom Fenster aus sehen können, das war einst eine katholische Schule. Jetzt ist dort eine Klempnerei, aber die Firma arbeitet mit uns zusammen. Sie geben uns Material, das sie nicht mehr brauchen oder übrig haben. Drittens möchte ich den familiären Charakter der Schule hervorheben. Wir können uns jedem Schüler individuell widmen, wir bemühen uns um ein freundliches und liebevolles Umfeld. Und ich muss noch einen weiteren Vorteil erwähnen – die Verbundenheit mit der Natur. Es ist kein Problem, jederzeit rauszugehen, auf dem Bürgersteig zu malen, Blumen zu pflücken, draußen zu lernen, einen Spaziergang in die Umgebung zu machen.
Wir haben es nicht an die große Glocke gehängt, dass man sich für die erste Klasse bewerben kann. Es besteht also ein überschaubares Interesse von denen, die uns gefunden haben. Wir hatten erwogen, vier bis sechs Kinder in die jahrgangsübergreifende Klasse neu aufzunehmen, und sechs haben sich beworben. Das Interesse an unserem Kindergarten ist groß, die Plätze in der Umgebung sind wirklich knapp. Aber im Großen und Ganzen passt es ganz gut. Wir haben das Gefühl, dass wir noch am Anfang stehen, deshalb sind wir lieber vorsichtig mit der Werbung bei Interessenten. Mal sehen, wie es weitergeht.
Die Finanzen stabilisieren sich. Die Gemeinde hat ein zinsloses Darlehen von etwa 750.000 Kronen, das wir nach und nach durch Miete zurückzahlen wollen. Das sollte ohne größere Dramen möglich sein. Wie ich bereits erwähnt habe, werden wir für das Schuljahr 2024/25 ein weiteres Klassenzimmer brauchen. Also denken wir über einen Anbau nach, Platz gibt es neben der Schule genug. Und wenn es uns nicht gelingt, Fördermittel zu bekommen und genügend Geld aufzubringen, werden wir einen bestehenden Speiseraum in ein Klassenzimmer umwandeln und die Verpflegung der Schüler anders lösen. Und wir möchten auch einen Schulgarten anlegen und sinnvoll gestalten.
In den umliegenden Dörfern gibt es mehrere ähnliche Schulen mit jahrgangsübergreifendem Unterricht, was unser gesamtes Schulwesen bereichern kann. Auch im Rahmen der Evangelischen Akademie treffen wir uns einmal im Jahr in Bělč. Dort kann man Informationen sammeln und freundschaftliche Kontakte knüpfen. Zum Beispiel hat uns die Brünner Schule der Evangelischen Akademie nach Absprache zwei ausgemusterte, aber noch voll funktionsfähige Kopierer überlassen, die uns ausgezeichnete Dienste leisten. Oder die nahegelegene Grundschule Filipka, die schon ein paar Jahre Schulbetrieb hinter sich hat, unterstützt uns durch Ratschläge zur Verwaltung, damit wir alles bewältigen können. Und auch durch die Schulkoordinatorin der Evangelischen Akademie, Helena Wernischová, und die Fundraising-Abteilung fühlen wir uns sehr unterstützt, sie suchen zum Beispiel geeignete Fördermöglichkeiten für uns. Natürlich nehme ich auch an den Treffen der Schulleiter der Schulen der Evangelischen Akademie teil.
Absolut wunderbar. Die Kinder sind großartig, die Welt der Kinder hat mich schon immer fasziniert, und sie ist eine tägliche Bereicherung und Inspiration für mich. Natürlich gibt es immer noch einige technische Kleinigkeiten, die den Betrieb erschweren – die Spüle ist undicht, die Schlösser funktionieren nicht. Aber dann ruft zum Beispiel die Pfarrerin Květonová von der Roten Kirche in Brünn an und bietet an, für unsere Schule in Sudice ein Benefizkonzert zu veranstalten. Und das ist fantastisch. Wir stehen am Anfang, aber es ergibt einen großen Sinn.
Daniela Ženatá
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