Die EKBB und die Evangelische Kirche der Pfalz schließen Partnerschaft

4. April 2023

Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) und die Evangelische Kirche der Pfalz in Deutschland haben feierlich einen Partnerschaftsvertrag geschlossen.

Die EKBB und die Evangelische Kirche der Pfalz schließen Partnerschaft
4. April 2023 - Die EKBB und die Evangelische Kirche der Pfalz schließen Partnerschaft

Das geschah am 17. November 2022 auf der Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer, einer Stadt, die mit der Geschichte der Weltreformation verbunden ist. Der Vertrag bestätigte formal die langjährige Freundschaft zwischen den beiden Kirchen und ihre Entschlossenheit, sich gemeinsam neuen Herausforderungen zu stellen.

Für die EKBB unterzeichnete der Synodalsenior Pavel Pokorný den Vertrag, für die Evangelische Kirche der Pfalz deren Präsidentin Dorothee Wüst. Vor den eigentlichen Unterschriften sprachen Pavel Pokorný sowie der pfälzische Oberkirchenrat und damalige Ökumenedezernent Manfred Sutter über die Geschichte und die Zukunft der Beziehungen der beiden Kirchen. Auch der 92-jährige Friedhelm Borggrefe, der sich seit über 60 Jahren aktiv für die Beziehung zwischen den beiden Kirchen einsetzt, nahm an der Feier teil. Die Delegation der EKBB widmete den pfälzischen Freunden symbolisch eine neue Ausgabe der sogenannten sechsteiligen Kralitzer Bibel, also ein Werk, das für die Geschichte der Reformation in Böhmen und die tschechische Literaturgeschichte von großer Bedeutung ist. Während der Unterzeichnung des Abkommens über die Zusammenarbeit der beiden Kirchen applaudierten die Delegierten der pfälzischen Landessynode im Stehen.

315367583_3219852831600547_6823459214021598294_n

316110255_3

315403286_3219852714933892_8934535865710847154_n

315340308_3219852604933903_3457878817910192169_n

Von Comenius bis heute

Schon in längst vergangenen Zeiten findet man Spuren, die von der Nähe der beiden Kirchen zeugen, studierte doch schon Comenius in Heidelberg. Die neuere Geschichte der Beziehungen beginnt in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts und ist mit den Namen der Theologen Josef L. Hromádka und Milan Opočenský oder mit dem Philosophen Milan Machovec verbunden. Für die Freundschaft der beiden Kirchen war die Haltung des bereits genannten Pfarrers und Theologen Friedhelm Borggrefe wichtig. Dieser initiierte als Gemeindepfarrer in Ludwigshafen 1968 eine bis heute bestehende Partnerschaft mit einer Gemeinde in Olmütz [Olomouc]. Der erste Versuch, einen Partnerschaftsvertrag zwischen den beiden Kirchen zu schließen, wurde durch die politischen Verhältnisse in der damaligen Tschechoslowakei vereitelt. Es wurde jedoch eine Zusammenarbeit zwischen dem Hieronymus-Verein und seinem Gegenstück, dem Gustav-Adolf-Werk der Pfalz, begründet, wodurch zum Beispiel die Herausgabe des damaligen Gesangbuchs der EKBB, der Bau eines Gemeindezentrums in Prag-Kobylisy oder der Tagungszentren Sola Fide im Riesengebirge und Sola Gratia in Bistritz am Hostein [Bystřice pod Hostýnem] unterstützt wurde. Auch wenn die damaligen Diskussionen sich um Kirchenreparaturen, Stipendien oder Sozial- und Gesundheitsfürsorge drehten, gab es oft konkrete und tiefgründige Begegnungen zwischen Menschen. Mit der Öffnung der Grenzen nach 1989 ergaben sich neue Möglichkeiten, und die Beziehungen vertieften sich. Die Kirche der Pfalz hat sich beim Bau einer neuen evangelischen Kirche in der Prager Südstadt wesentlich verdient gemacht. Seit 2003 nimmt sie regelmäßig am sogenannten Runden Tisch teil, das heißt an der gemeinsamen Verteilung von Spenden überwiegend deutscher Kirchen zur Unterstützung von Projekten der Kirche und der Diakonie. Zu der finanziellen Unterstützung kamen kürzlich Möglichkeiten von Studienaufenthalten tschechischer Pfarrer in Deutschland hinzu.

Und  wie geht es weiter?

Aber wir wollen nicht nur von dankbaren Erinnerungen leben. Gerade in der Gegenwart haben sich die beiden Kirchen in vielen Bereichen etwas zu sagen. Die Evangelische Kirche der Pfalz erlebt zum ersten Mal das, was bei den evangelischen Christen in Tschechien seit Jahrzehnten Normalität ist: ein Leben als Minderheit in der Gesellschaft. Schwindender gesellschaftlicher Einfluss und sich leerende Kirchen beschäftigen uns weiterhin. Vielleicht kann es stärkend sein zu wissen, dass das Dasein als Minderheit und „außerhalb des Mainstreams“ offensichtlich auch zur Urkirche gehörte, wie uns viele biblische Zeugnisse nahelegen. Unsere gemeinsame Zukunft sehen wir in der Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen, die uns am Herzen liegen. Dazu gehören der Klimawandel, neue Formen der Mission, die Beziehung zwischen Kirche und Diakonie, aber auch Schutz, Hilfe und Erfahrung im Bereich des Missbrauchs in der Kirche.

Newsletter

Interessieren Sie sich für Neuigkeiten aus unserer Kirche?