In der Prager Martinskirche fand eine Ausstellung einzigartiger Aufnahmen aus den ersten Tagen der s

7. Dezember 2022

#EKBB Die Atmosphäre der ersten Woche der sowjetischen Besatzung 1968 in Prag und Liberec (Reichenberg) hat der Fotograf Václav Berdych eingefangen. Die bisher unveröffentlichten Bilder wurden nun erworben und im Zentrum von Prag in der evangelischen Kirche Sankt Martin in der Mauer ausgestellt. 

In der Prager Martinskirche fand eine Ausstellung einzigartiger Aufnahmen aus den ersten Tagen der s
7. Dezember 2022 - In der Prager Martinskirche fand eine Ausstellung einzigartiger Aufnahmen aus den ersten Tagen der s

Die Eröffnung der Ausstellung fand am Sonntag, dem 21. August 2022 statt, auf den Tag genau 54 Jahre nach dem Beginn der sowjetischen Invasion.

Die Ausstellung zeigte den damaligen August aus einem etwas anderen Blickwinkel. Die Aufnahmen fangen keine bedeutenden historischen Momente oder wichtige Vertreter des Staates ein. Im Gegenteil – sie dokumentieren „nur“ die Atmosphäre auf der Straße: Ansichten und Handlungen von gewöhnlichen Menschen, die den Besatzern begegnen und auf ihre Weise mit den Ereignissen umgehen.

Man sieht die Wunden der Stadt nach der Gewalt, die Besatzungsarmee, das Leben in einer besetzten Stadt, auch den Widerstand der Bürger, der sich in der Herstellung und Verbreitung von Plakaten oder in Form von Inschriften an Wänden zeigt. Diese Botschaften drücken den Wunsch nach Freiheit aus, rufen zur Bewahrung von Ruhe, Besonnenheit und einem „Blick von oben“ auf, fordern zum passiven Widerstand gegen Gewalt auf. Auch sieht man Zeugnisse von Humor und von Mitleid mit den Opfern.

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Das sind Werte, die auch in der heutigen Zeit relevant sind. Die tschechische und die slowakische Nation zogen damals im Laufe der Zeit die Köpfe ein, was Folgen für die kommenden Jahrzehnte hatte. Die Ausstellung regt zum Nachdenken über die Verwundungen an, die die Besatzung der ganzen Nation gebracht hat, und zu einem Vergleich mit der aktuellen russischen Aggression in der Ukraine, mit der wir konfrontiert sind.

Der Urheber der Fotografien ist Václav Berdych (1916–2016), ein Mitglied des inneren Widerstands während des Zweiten Weltkriegs. In der Zeit nach der Ermordung des Reichsprotektors Reinhard Heydrich wurde er im Herbst 1942 verhaftet und in die Kleine Festung Theresienstadt gebracht, später zur Liquidation bestimmt und in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert. Er entkam mehrfach dem Tod, überlebte das KZ und das Außenlager Großraming und kehrte nach der Befreiung nach Mauthausen zurück, um eine Fotodokumentation anzufertigen. Nach dem Krieg arbeitete er als Regisseur am Theater und im Filmstudio Barrandov. Er wirkte zudem als bildender Künstler und Fotograf. Gleichzeitig war er Präsident des Internationalen Komitees des KZ Mauthausen, er übersetzte und verfasste selbst mehrere Bücher. Die Aufnahmen aus dem Jahr 1968 veröffentlichte er nie, sie wurden erst von Berdychs Familie entdeckt, und sein Enkel – der evangelische Pfarrer für Minderheiten und humanitäre Aktivitäten Mikuláš Vymětal – setzte sich für deren Veröffentlichung ein.

Jiří Hofman

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