Senats-Konferenz zum Thema Rassismus und Menschenrechte

1. Juli 2022

#EKBB  „Buntheit, Anderssein, Vorurteile und Ängste“, das war der Titel einer Sonderkonferenz, die am 28. April im Waldsteinpalais auf der Prager Kleinseite stattfand. Organisiert wurde sie von der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Zusammenarbeit mit dem Senat des Parlaments der Tschechischen Republik. Die Konferenz unterstützte der Vorsitzende des Senats Miloš Vystrčil durch seine Schirmherrschaft.

Senats-Konferenz zum Thema Rassismus und Menschenrechte
1. Juli 2022 - Senats-Konferenz zum Thema Rassismus und Menschenrechte

Inhalt des ganztägigen Seminars bildeten insbesondere Beiträge und Diskussionen zum Thema Menschenrechte von Minderheiten. Und da dieses Treffen im Rahmen der Woche gegen den Rassismus stattfand, ging es vor allem um Diskriminierung und feindselige Äußerungen mit rassistischem Hintergrund. Den Saal füllten vor allem Schüler und Schülerinnen weiterführender Schulen und ihre Eltern.

Vorträge

Der Theologe Petr Gallus (Evangelisch-Theologische Fakultät der Karlsuniversität) erinnerte in einer Einführung an den Kontext der Menschenrechte aus Sicht der Geschichte, der Philosophie und der Ethik. Er erörterte beispielsweise, ob das Konzept der Menschenrechte mit der Religion oder mit Werten, die wir als christlich bezeichnen, zusammenhängt, beziehungsweise inwieweit diese Rechte universell sind.

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Monika Šimůnková vom Büro des Bürgerbeauftragten sprach über den rechtlichen Rahmen und über ihre Rolle als Stellvertreterin des Ombudsmanns.  Als sehr aktuell erwies sich die Frage der Diskriminierung von Flüchtlingen aus der Ukraine, die der Roma-Kommunität angehören. Während die Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft Hilfe, Wohnung und Arbeitsangebote bekommen, werden diese Möglichkeiten den ukrainischen Roma in Tschechien weitestgehend verwehrt.

Den Veranstaltungsblock am Vormittag beschloss die Leiterin des Museums für Roma-Kultur Jana Horváthová. In ihrer Rede verwies sie u.a. auf konkrete Fehler des Systems, beispielsweise im Schulwesen, womit sie die folgende Debatte eröffnete. Die Studierenden fragten nach den Möglichkeiten für konkrete legislative Änderungen sowie nach Möglichkeiten, sich komplexer mit der Kultur der Roma vertraut zu machen.

Der Nachmittagsblock führte die Teilnehmer in den internationalen Kontext. Die Politologin Zora Hesová (Institut für Politologie der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität) beschrieb, auf welche Weise die Frage der Menschenrechte politisiert wird und wie die Wahrnehmung seitens der Gesellschaft allmählich abstumpft. Dies demonstrierte sie anhand des Beispiels syrischer Kriegsflüchtlinge auf dem Balkan und in Mitteleuropa (Kroatien, Ungarn, Polen).

Selma Muhič Dizdarevič (Fakultät für humanitäre Studien der Karlsuniversität) sprach in ihrem Beitrag über feindselige Äußerungen im öffentlichen Raum und in den sozialen Netzwerken. Sie erinnerte an die Zusammenhänge der Hasskommentare, die die Unterdrückung der Rechte der Juden während des Zweiten Weltkriegs begleiteten (die Konferenz selbst fand am Tag Jom ha-šo'a statt, d.h. am Gedenktag für die Opfer des Holocausts, wie der Synodalsenior der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, Pavel Pokorný bei der Eröffnung erwähnte).

Selma Muhič Dizdarevič beantwortete in der sich anschließenden Diskussion Fragen der Schüler und Schülerinnen und erinnerte sich dabei auch an ihre eigene Flüchtlingserfahrung, als sie in der ersten Hälfte der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts aus Bosnien in die Tschechische Republik kam.

Im Anschluss trat Gwendolyn Albert auf, die beispielsweise mit Amnesty International oder ROMEA zusammenarbeitet. Sie beschrieb die Sicht auf die Situation in Tschechien aus ausländischer Perspektive. Zugleich skizzierte sie Möglichkeiten internationaler Zusammenarbeit.

Ausrufung eines Schülerwettbewerbs

Schlusspunkt des Programms war die Verkündigung der Ergebnisse des ersten Jahrgangs eines literarischen Schülerwettbewerbs, den ebenfalls die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder ins Leben gerufen und für die Miloš Vystrčil die Schirmherschaft übenommen hatte. Schüler weiterführender Oberschulen aus der gesamten Republik waren aufgerufen, sich mit dem Thema „Ich bin kein Rassist, aber …“ auseinanderzusetzen.

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Eine Fachjury hatte schließlich rund vierzig Arbeiten aus zwei Alterskategorien vor sich. Über die Rangordnung der Arbeiten entschied eine Kommission, die sich aus dem Senator und Diplomaten Pavel Fischer, der Moderatorin Nora Fridrichová, der Unterzeichnerin der Charty 77 und ehemaligen Ombudsfrau Anna Šabatová, der Koordinatorin der Schulen der Evangelischen Akademie Helena Wernischová und dem emeritierten Synodalsenior Daniel Ženatý zusammensetzte.

Die Konferenz und den Wettbewerb hat die Kommission für Menschenrechte des Synodalrats der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Zusammenarbeit mit dem Senator Petr Šilar und dem Senát des Parlaments der Tschechischen Republik vorbereitet.

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