Das Projekt „Die Zuflucht“ möchte ein Dach über dem Kopf und einen Zufluchtsort für die Seele bieten

1. Juli 2022

#EKBB  Als wir vor Jahren hier in Chrást bei Pilsen versuchten, die Identität und Mission unserer Gemeinde zu formulieren (darüber werden sich die strategischen Planer der Kirche freuen), kam uns immer wieder das Bild der Kirche als Hafen in den Sinn.

Das Projekt „Die Zuflucht“ möchte ein Dach über dem Kopf und einen Zufluchtsort für die Seele bieten
1. Juli 2022 - Das Projekt „Die Zuflucht“ möchte ein Dach über dem Kopf und einen Zufluchtsort für die Seele bieten

Allerdings begann der Wurm des Misstrauens auch in mir zu nagen. Es ist schön, dass wir die Gemeinde als einen Ort sehen, an den wir zurückkehren können und Kraft schöpfen für die nächste „Schifffahrt“, an dem wir unsere eigene „Lebensfracht“ abladen und manche der Lasten anderer übernehmen können. Aber zeugt dieses Bild nicht eigentlich von einer gewissen Verschlossenheit, geht es hier nicht hauptsächlich um uns, die „Insider“? Braucht es nicht eine Ergänzung?

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Und so tauchte nach und nach eine Idee auf, die von Anfang an mit einem anderen, diesmal biblischen Bild verbunden war: einer Zuflucht. Eine bleibende Stadt suchen wir erst noch. In dieser Welt treffen wir auf dem Weg des Glaubens nur auf „Gaststätten“ zur Erfrischung. Die Psalmisten sprechen oft von Gott als ihrer Zuflucht. Aber zum Wesen einer Christengemeinde gehört auch dieser Auftrag: ein Ort der Erfrischung, der Gemeinschaft und der Stärkung für Ankömmlinge (und oft nur Durchzügler) zu sein.

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So entstand der Plan, das bestehende Gemeindehaus, das das Zentrum des Gemeindelebens und einer der Mittelpunkte des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens im Ort ist, um ein Nebengebäude mit zwei separaten, eingerichteten Unterkünften zu erweitern. Einen Ort zu schaffen, an dem man in einer herausfordernden Lebensphase Unterstützung finden oder sich einfach für eine Weile zurückziehen kann. Für eine bestimmte Zeit ein Dach über dem Kopf bieten – und gleichzeitig ein Zufluchtsort für die Seele sein. Gastfreundschaft zeigen und ein Stück Weges gemeinsam gehen mit denen, die einmal innehalten oder umgekehrt ein Umfeld für einen neuen Aufbruch finden müssen. Denjenigen würdige Bedingungen bieten, die ihre persönliche oder gemeinschaftliche „Zuflucht“ suchen, aber auch denjenigen, die ihre Zeit, Kraft und Gaben anbieten möchten für den Dienst am Nächsten, zum Beispiel Freiwilligen. Unsere Entscheidung, uns in diese Richtung zu bewegen, fiel in die „Coronazeit“, in der das Gemeindehaus in vielerlei Hinsicht wirklich zu einem Zufluchtsort für viele wurde, die woanders keinen „Platz unter dem Dach“ fanden, nicht einmal unter dem Dach ihrer leiblichen Familie.

Bei unserem Nachdenken über Zuflucht trifft also die soziale auf die seelsorgerliche, die diakonische auf die geistliche Dimension – und das empfinden wir als grundlegend. Beide gehören zum Auftrag der Kirche – und zwar nicht als zwei getrennte Tatsachen, wie wir es oft erleben, sondern als ein Ganzes. Der deutsche Namensvetter unseres bekannten praktischen Theologen Paul Philippi schrieb, dass die Weltgemeinde sich in den sozialen Fragen selbst etwas schuldig bliebe. Und damit stimmen auch unsere Kirchenordnungen überein, wenn sie sagen, dass der Schwerpunkt der diakonischen Arbeit in den Kirchgemeinden liegt, weil dort ganz selbstverständlich praktische Hilfe mit einer lebendigen Gemeinschaft im christlichen Glauben einhergehen kann. Und gerade dieser Aspekt, der die Gemeinschaft im Gebet mit konkreter Solidarität eint, soll der gemeinsame Nenner der variablen Nutzung unserer neuen Räume sein. Und vielleicht auch eine inspirierende Form der Suche danach, wie Kirche heute und morgen aussehen kann.

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Ja, damit die Kirche als Zufluchtsort dient, als Ort des geistlichen und praktischen Umfelds und des Dienstes an anderen – dafür werden grundsätzlich keine Gebäude benötigt. Andererseits hat manch einer von uns in seinem Leben sicher erfahren, wie wichtig es in manchen Lebenssituationen sein kann, einen freundlichen Zufluchtsort zu finden – auch in Form eines Daches über dem Kopf. Deshalb bitten wir die Leser dieser Zeilen um Fürbittgebete und freuen uns darauf, gemeinsam „Zuflucht“ in Chrást zu bieten – etwa im Rahmen der diesjährigen Ostersammlung des Hieronymus-Vereins. Aktuelle Informationen finden Sie unter chrast.evangnet.cz.

Karel Šimr, Pfarrer in Chrást

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