Wir stehen auf der Seite der Opfer - Erklärung der 2. Tagung der 36. Synode der EKBB

Wir stehen an der Seite der Opfer

Am 12. Oktober 2023 veröffentlichte der Synodalrat als Reaktion auf den Terroranschlag der Hamas ein Gebet für Israel und Palästina. Mehr als sieben Monate später kommt die Synode der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder zusammen. Der Hamas-Angriff hat mit seiner unerhörten Grausamkeit frühere Terroranschläge übertroffen und bei den Juden das Trauma der Shoah wieder aufleben lassen. Die militärische Reaktion Israels hingegen bringt Leid über die Zivilbevölkerung des Gazastreifens, unter der viele Frauen und Kinder sind. Der Konflikt hat auch die palästinensischen Christen in Mitleidenschaft gezogen.

Angesichts des anhaltenden Konflikts und seiner Opfer stellen wir uns viele Fragen. Wir verpflichten uns zur Zurückhaltung, wenn es um unkritische Positionen geht. Vielmehr sollten wir in uns selbst nach Sensibilität und Einfühlungsvermögen für diejenigen suchen, die auf beiden Seiten des Konflikts leiden. Wir müssen den Opfern auf beiden Seiten ein Gesicht geben und uns ihre Geschichten anhören.

Wir bringen unser Mitgefühl für all diejenigen zum Ausdruck, deren Leben erneut durch die Gewalt in Israel und Palästina beeinträchtigt wird, die leiden oder den Verlust von Angehörigen zu beklagen haben. Wir würdigen die Bemühungen der humanitären Organisationen, die der Zivilbevölkerung in Gaza helfen, und beten für ihre Arbeit und ihre Sicherheit.

Nicht zuletzt wollen wir mit unserer Unterstützung auch an diejenigen denken, die sich für ein friedliches Zusammenleben einsetzen.  Konkret können wir unsere Unterstützung zum Beispiel durch eine Kollekte für The Parents Circle zeigen, eine Organisation, die palästinensische und jüdische Familien zusammenbringt, die Angehörige in dem Konflikt verloren haben.

Die Synode lädt die Gemeinden der EKBB ein, für alle von dem Konflikt betroffenen Menschen zu beten. Schließen Sie sich uns im Gebet an:

Gott!

Das Land, das dir so teuer ist, wird von Hass und Gewalt zerrissen. Die Menschen, die es bewohnen, stehen sich unversöhnlich, radikal und bis auf den Tod gegenüber.

Auch wir sind mit diesem Land und seinen Menschen verbunden. Was haben wir vernachlässigt? Gibt es etwas, das wir hätten tun können, um zu verhindern, dass es so weit kommt? Was können wir jetzt tun? Wir fühlen uns machtlos...

Gott, hilf uns!

Wir beten für die Menschen, die von Terroristen als Geiseln gehalten werden. Wir beten für diejenigen, deren Leben in unmittelbarer Gefahr ist. Wir beten für diejenigen, die ihr Zuhause verloren haben und auf der Flucht sind. Wir beten für diejenigen, die geliebte Menschen verloren haben. Wir beten für diejenigen, die ihre letzte Zuflucht und ihr Gefühl der Sicherheit verloren haben. Wir beten für diejenigen, die Angst haben. Wir beten für die Verwundeten, die nicht medizinisch versorgt werden. Wir beten für die Kinder, die nicht beschützt werden. Wir beten für die Soldaten, die im Einsatz sind, um zu kämpfen. Wir beten für diejenigen, die die Hoffnung verloren haben...

Gott, bitte sprich zu den Herzen derer, die über das Schicksal anderer entscheiden. Hilf ihnen zu wissen, wann sie sich zurückziehen und wann sie kämpfen sollen, hilf ihnen, die Grenze zwischen Weisheit und Feigheit zu erkennen, befreie sie von Eitelkeit und führe sie zur Großzügigkeit. Wir bitten um ein sensibles Gewissen...

Gott, gib allen Mut, die von diesem Konflikt zerrissen sind. Mut, unsere Menschlichkeit zu bewahren, Mut, neue Hoffnung zu suchen.

Gott, hilf uns, Wege zu finden, um den Schwächsten zu helfen und Versöhnung und Gerechtigkeit zu fördern. Und hilf unserem Glauben, dass die ganze Erde dein ist und alle Menschen deine Kinder sind.

Amen.