Eindrücke aus dem Ostmährischen Seniorat

12. März 2025

Wie sieht die Arbeit eines Seniors [in anderen Kirchen Superintendent, Dekan, Propst] in der EKBB aus? Was sind seine Aufgaben, wie ist seine Arbeit mit dem Gemeindeleben verbunden? Dies erfahren Sie im folgenden Interview mit Pfarrer Michal Vogl, Senior im Ostmährischen Seniorat. Es erschien ursprünglich auf Tschechisch in der Zeitschrift Český Bratr (12/2024).

Eindrücke aus dem Ostmährischen Seniorat
12. März 2025 - Eindrücke aus dem Ostmährischen Seniorat

Das Ostmährische Seniorat ist halb so groß (4.910 Quadratkilometer) wie das benachbarte mährisch-schlesische Seniorat, kleiner als das Brünner Seniorat, aber der Anzahl der Gemeinden nach (27) ist es das zweitgrößte in der gesamten EKBB. Die Zahl der Mitglieder (12.995) übertrifft alle anderen Seniorate bei weitem. Dies zeigt sich vor allem in der Mährischen Walachei, wo die Gemeinden zahlreich und nahe beieinander sind. Ich habe mit Michal Vogl, dem Senior in Uherské Hradiště, über die Arbeit und das Leben im Seniorat gesprochen.

Seit wann sind Sie Senior des Ostmährischen Seniorats?

Es ist jetzt drei Jahre her, dass ich vom Konvent gewählt wurde.

Dauert es lange, bis man sich in die Aufgaben eines Seniors als Amtsträger eingearbeitet hat?

Es war ein großer Vorteil für mich, dass ich mich nicht Hals über Kopf in die Materie gestürzt habe. Kurz nachdem ich ins Ostmährische Seniorat gekommen war, wurde ich Nachrücker im Senioratsausschuss und dann Stellvertreter des Seniors. Ich lernte also einige Jahre lang diese Aufgabe, bevor sie mir zufiel. Natürlich wusste ich einige Dinge nicht, aber mein Vorgänger Petr Pivoňka hat mir viel Einblick in alles gegeben, und er war auch gewissenhaft bei der Übergabe des Amtes an mich. Wir hatten mehrere mehrstündige Sitzungen, so dass ich das Gefühl hatte, ausreichend informiert zu sein. Natürlich kamen im Laufe der Zeit einige Dinge auf, mit denen ich mich selbst beschäftigen musste, aber im Großen und Ganzen wurde ich problemlos und schmerzlos zum Senior.

Was ist ermutigend und was frustrierend an der Arbeit als Senior?

Ich war überrascht, dass die Seelsorge eine recht angenehme Aufgabe für einen Senior ist. Bald nach meiner Wahl hatten wir es mit mehreren persönlichen Fällen zwischen der Gemeinde und dem Pfarrer zu tun. Es gab einige Meinungsverschiedenheiten, und ich hatte ein gutes Gefühl, weil sie gütlich auf pastoraler Ebene gelöst werden konnten. Natürlich rührte das gute Gefühl wahrscheinlich auch daher, dass alles gut ausgegangen ist. Nach einer Weile kam auch die Kehrseite zum Vorschein. Ich bin weder zu streng noch zu autoritär, ich will die Dinge nicht wie ein Bulldozer vorantreiben. Ich versuche, einen Konsens zu erreichen. Aber in einer Situation kam es vor, dass mich einige Presbyter beschuldigten, herrisch zu sein, und das fand ich schade. Ein überhebliches Auftreten sähe meiner Meinung nach etwas anders aus. Ich habe Vorbilder von Senioren aus meiner Zeit im böhmisch-mährischen Hochland, wie Luboš Kabíček oder jetzt Honza Keřkovský, und auch unsere ostmährischen Senioren Honza Krupa oder Petr Pivoňka - sie alle sind Menschen mit einer freundlichen und einladenden Haltung. Und genau das versuche ich auch zu sein.

Das ostmährische Seniorat ist das zweitgrößte in der EKBB. Kennen Sie alle Pastoren persönlich?

Natürlich kenne ich sie. Wir sehen uns bei allen möglichen Anlässen, von Pfarrkonferenzen über die Installation neuer Kollegen bis hin zu verschiedenen Senioratsveranstaltungen, die wir auch gemeinsam vorbereiten.

Haben Sie alle Gemeinden des Seniorats besucht? Wie sehen die Besuche aus?

Ich war auf jeden Fall schon überall, allerdings nicht als Senior. Wir haben hier 27 Gemeinden und wir teilen die Visitationen im Senioratsausschuss auf, so dass ich in den drei Jahren, in denen ich visitiere, nicht in allen Gemeinden gewesen bin. Die Visitationen machen wir sonntags, besuchen Gottesdienste, immer ein Senior oder Stellvertreter und mit ihm eines der Laienmitglieder des Senioratsausschusses. Wenn es möglich ist, kommt auch unsere Senioratsbuchhalterin, Hanka Zbránková, mit. Nach den Gottesdiensten unterhalten wir uns mit der Ältestenschaft, während sich die Buchhalterin mit dem Buchhalter und dem Schatzmeister der Gemeinde trifft, um die Bücher der Gemeinde zu prüfen. Dann schaue ich auch noch in die Gemeindebücher, in denen Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen eingetragen sind, und prüfe sie. Manchmal schließen wir den Besuch mit einem gemeinsamen Mittagessen ab. Bisher hatte ich das Glück, dass die Visitationen mehr oder weniger geordnet und freundlich verliefen, und sie waren erfreulich und inspirierend. Viele Gemeinden tun Dinge, die mich wirklich glücklich machen. Seien es interessante Veranstaltungen, Ideen, die Pflege von Kirchen oder zum Beispiel der Umbau einer Scheune zu einer Begegnungsstätte.

Wie sieht die Arbeit mit Jugendlichen aus?

Wir haben eine Senioratspfarrerin, Jaruška Michnová, die für die Jugend zuständig ist. Obwohl sie nur in Teilzeit arbeitet, arbeitet sie mit dem Senioratsausschuss für Jugendarbeit (SOM) zusammen und hilft bei der Organisation verschiedener Veranstaltungen. Früher war ich als Mitglied des Senioratsausschusses für die Jugend zuständig, und dieses Interesse ist mir geblieben. Ich gehe gelegentlich zu den SOM-Sitzungen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Ich gehe auch gerne zu senioratsweiten Veranstaltungen der Jugend, um die Jugendlichen zu treffen und zu sehen, was so los ist. Auf der Gemeindeebene ist das unterschiedlich. Manchmal gibt es keine jungen Leute, manchmal gibt es ein paar junge Leute, manchmal gibt es eine große Gruppe. Das Problem bei großen Gruppen ist, dass sie irgendwie für sich sind, sie haben genug Programme und Veranstaltungen, und dann kommen sie oft nicht zu den Senioratsveranstaltungen. Obwohl sie genug Raum hätten, um es auf ihre Weise zu tun. 

Haben Sie eine Ahnung, wie viele Gemeinden Kinderfreizeiten, Gemeindefreizeiten oder ähnliches anbieten?

Die meisten größeren Gemeinden führen in unterschiedlicher Form Freizeiten für Kinder durch - etwa ein Drittel der Senioratsgemeinden tut das. Ich weiß, dass zum Beispiel Růžďka einen gemeinsamen Urlaub macht - sogar im Ausland, am Meer. Und es wird noch mehr geben, da bin ich mir sicher. Ich habe das noch nicht genau im Blick. Wir haben auch eine gewisse Besonderheit - "Zvonky Dobré zprávy" (Glocken der frohen Botschaft), das ist eine Glockenspielgruppe zwischen Kateřinice, Ratiboř und der amerikanischen Partnergemeinde. Zusätzlich zu den Proben des Ensembles und den Auftritten im Laufe des Jahres veranstalten sie im Sommer eine Probenfreizeit, die eigentlich eine Art Zeltlager ist.

Wissen die Menschen in den Gemeinden, wozu das Seniorat gut ist?

Die Mitglieder der Ältestenschaft sollten es wissen. Sie werden sicherlich damit konfrontiert, wenn eine Gemeinde um etwas bittet oder etwas erledigt und sich an das Seniorat wenden muss. Umgekehrt sollte das Seniorat den Gemeinden behilflich sein, um ihnen ihre Arbeit zu erleichtern und angenehmer zu machen. Wir haben zum Beispiel vor einiger Zeit eine Tabelle für die Übersicht und den Einzug der Kollekten mit allen Kontonummern und variablen Symbolen erstellt, damit jede Gemeinde sie zur Hand hat. Wir versuchen, alles elektronisch zu versenden. Oder wir haben uns letztes Jahr auf dem Konvent auf ein System geeinigt, um Gemeinden zu unterstützen, die ein Problem mit ihren Personalfondsbeiträgen haben könnten. Der Betrag würde aus den Zinserträgen, die dem Seniorat zur Verfügung stehen, gezahlt werden. Zwei Gemeinden, die ihre Spenden im Vergleich zum letzten Jahr um 50 000 erhöhen können, erhalten weitere 50 000 aus diesen Einnahmen. Es ist eine Art langfristige Aktion des Seniorats mit einem Anreiz die kleinen, aber aktiven Gemeinden zu ermutigen. Und vielleicht merkt ja auch jemand, dass das Seniorat eine gute Sache ist, weil man versucht, etwas zu tun. Der Senioratsausschuss versucht auch, bei der Besetzung von Gemeinden zu helfen, Kandidaten zu finden und auszuwählen und kleinere Gemeinden zu ermutigen, Pfarrerinnen und Pfarrer zu suchen und zu haben. Von den 27 Gemeinden haben wir nur vier freie Stellen, wobei in Valašské Meziříčí bereits Aleš Rosický gewählt wurde, der sein Amt im Sommer 2025 antreten wird. Dies ist auf die gute Arbeit der Ältestenschaften zurückzuführen, in einigen Fällen aber auch auf die gute Arbeit des Senioratsausschusses. Aber die amtliche Dimension ist das eine. Wichtiger sind Senioratsveranstaltungen, zu denen die Menschen aus den Gemeinden kommen. Man trifft sich, man stärkt die Gemeinschaft. Jedes Jahr haben wir den so genannten SEN, den Evangelischen Senioratssonntag. Wir haben auch ein Treffen der Kuratoren und Vizekuratoren und eine Presbyteriumskonferenz. Für die Sonntagsschullehrer organisiert Jarka Michnová ein eigenes Treffen mit einem interessanten Referenten. Sie organisierte auch ein Treffen der „Cetniks“, d.h. der jüngeren Erwachsenen. Der SOM veranstaltet regelmäßig Treffen für die Senioratsjugend. Wir veranstalten auch eine mehrtägige Freizeit für Senioren im Haus "Sola Gratia", der jetzt von Pavel Šebesta geleitet wird.

Hat sich die von der Synode beschlossene Änderung der Grenzen auf das ostmährische Seniorat ausgewirkt?

Unser Seniorat ist von der Änderung nicht betroffen, aber wir haben auf der Synode wie die Löwen dafür gekämpft, dass sich in diesem Bereich für uns nichts ändert! Ursprünglich sollte das ostmährische Seniorat, wenn nicht aufgelöst, so doch zerstückelt und neu gruppiert werden. Wir haben erbittert gekämpft und die Kontinuität verteidigt. Die Gemeinden in anderen Regionen als dem Zlínský kraj haben von sich aus entschieden, dass sie Teil des ostmährischen Seniorats bleiben wollen.

Nehmen die Gemeinden in Ihrem Seniorat das Angebot der Unterstützung im Rahmen der "Diakonie- und Entwicklungsprojekte" oder der "Jeronýmova jednota" wahr?

Das tun sie auf jeden Fall. Grundsätzlich funktioniert die Jeronýmova jednota überall und hervorragend. Daran denken die Gemeinden auch bei der Zweckkollekte; wir haben wirklich große Kollekten für die Jeronýmova jednota. Wir arbeiten uns langsam in das DARP-System ein, und wir haben vor einiger Zeit auf einer Kuratorensitzung darüber gesprochen. Es ist wichtig, Informationen weiterzugeben, die Gemeinden zu motivieren und zu unterstützen, vielleicht sogar bei der Antragstellung zu helfen. Ich denke, dass die Zahl der Gemeinden, die sich bereits beworben und ein Projekt durchgeführt haben, zunimmt. Kürzlich haben wir bei einem Antrag aus Hodonín geholfen, und jetzt haben sie es schon zum zweiten Mal gemacht. Und es gibt Gemeinden, wie Hošťálková oder Ratiboř, die jedes Jahr ein Projekt haben. Das ist gut.

Gibt es in einer der Gemeinden eine Zusammenarbeit mit der Diakonie?

Ja. Wir haben drei Einrichtungen im Seniorat. Es gibt eine große zusammengelegte Einrichtung in Valašské Meziříčí, die Diakonie in Vsetín, wo auch viel gearbeitet wird, und eine kleine Einrichtung in Uherské Hradiště. Alle Zentren haben kooperierende Gemeinden, und Valašské Meziříčí hat sogar das Seniorat als kooperierende Organisation. Aus den Gemeinden rekrutieren sich vor allem Freiwillige, die dann in den Einrichtungen auf verschiedene Weise mithelfen. In Uherské Hradiště ist es so, dass wir uns, neben dem, dass ich jede Woche in die Einrichtung gehe, vor allem auf Spendenaktionen oder die Organisation von Ausflügen für die Klienten und verschiedene Treffen im Pfarrhaus konzentrieren.

Das Ostmährische Seniorat ist recht menschenreich und vielfältig. Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Gemeinden?

Das Seniorat umfasst mehrere Regionen. Die Mährische Walachei, die Mährische Slowakei, schließlich sogar Haná. Es ist ein Bereich mit einer traditionellen Verbindung zur Kirche; was anderswo nicht mehr geht, ist hier noch lebendig. Das ist eine Gemeinsamkeit und eine Art Grundlage. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass die hügelige Mährische Walachei den Menschen mehr Rauheit und Einfachheit gibt, während die Flachheit der Mährischen Slowakei mehr Leichtigkeit und eine weite Seele mit sich bringt, die manche Dinge nicht kümmert. Aber die Unterschiede sind auch anderswo groß. Zum Beispiel in der Frömmigkeit. Oder im Gesang, vor allem in seinem Tempo. In Javorník singt man aus den alten Kirchenliedern, während in Zlín Laďa Moravetz den Gesang und die Kirchenmusik in eine neue Richtung führt. Der Einfluss der Folklore und der allgemeine Respekt vor ihr ist in einigen Gemeinden offensichtlich. Zu festlichen Gottesdiensten kommen manche Leute in Tracht, und der Chor tritt manchmal in traditioneller Kleidung auf.

Gibt es etwas, das das ostmährische Seniorat anderen anbieten kann?

Ich weiß von keinem Exportartikel. Wenn sich jemand von dem, was wir tun, inspirieren lassen will, kann er das tun. Wir sehen gerne, was anderswo passiert. Hier gibt es wahrscheinlich mehr Frömmigkeit. Das ist ein unverdientes Geschenk. Aber es anderswo zu verpflanzen, würde wahrscheinlich nicht funktionieren. Was wir vielleicht anbieten könnten, ist etwas Mut, sich auf Dinge einzulassen, die scheinbar nichts bringen. Aber mit der Zeit werden sie es! Keine Scheu haben, in Menschen und Dinge zu investieren. Keine Angst zu haben. Ein Beispiel: Eine Viertelstelle für einen Senioratspfarrer scheint eine kleine, fast nutzlose Investition zu sein, aber es ist keine verlorene Investition. Sie trägt sehr gute Früchte. Oder die Tatsache, dass wir einen Senioratsbuchhalter haben. Oder der Verwaltungs- und Seelsorgehelfer des Seniorats, der sogar irgendwo hinkommen und predigen kann oder mich vertritt, wenn ich auf Visitation bin. Außerdem haben wir als Senioratsausschuss jetzt ein Projekt beantragt, um eine bessere Ausbildung von Predigern im Seniorat zu ermöglichen und unsere Gemeinschaft und Zusammenarbeit zu stärken.

Fällt Ihnen noch etwas ein, worüber wir sprechen sollten?

Da wir hier in der Nähe der slowakischen Grenze sind, hat es sich ergeben, dass wir mehrere Pfarrer aus der Slowakei haben. Und ich denke, dieser Trend wird sich fortsetzen. Gleichzeitig ist es ein bisschen ein ökumenisches Problem, denn unsere Kirche erweckt den Anschein, dass sie diese Pfarrer zu sich holt, obwohl es immer ihre persönliche Entscheidung war. Dann gibt es auch Fragen der Kompatibilität der theologischen Ausbildung. Aber was mich als Senior betrifft, so werde ich immer die Aufnahme eines interessanten slowakischen Pfarrers in die Senioratsfamilie oder Veranstaltungen zur Annäherung an Menschen aus der Slowakischen Evangelischen Kirche unterstützen. Wir halten einmal im Jahr eine gemeinsame Pfarrkonferenz mit den slowakischen Senioraten ab. Jetzt haben wir eine theologische Konferenz organisiert. Das kann uns nur bereichern.

Daniela Ženatá
Foto: Archiv der Kirchengemeinde

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